Galilei unserer Zeit (Vorwort
zum Buch Nach Reich)
VON JAMES DEMEO UND BERND SENF
als
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Die Arbeiten und
Entdeckungen Wilhelm Reichs sind umfassend und grundlegend. Sie berühren
beinahe jede größere sozial- oder naturwissenschaftliche Theorie und
Disziplin. Ausgehend von Beobachtungen zu den spontanen
plasmatischen Bewegungen des lebenden Organismus, folgte
Reich seiner ungewöhnlichen Fragestellung nach den Funktionsgesetzen des Lebendigen. Er verband dabei wissenschaftliche Herangehensweise
und systematisches, logisches Denken mit klarer, kritischer Beobachtungsgabe
lebendiger Prozesse und ihrer Störungen. Diese Vorgehensweise
zieht sich wie ein roter Faden durch die scheinbar so unterschiedlichen
Gebiete seiner Forschungen, der seine bedeutenden wissenschaftlichen
Entdeckungen und Durchbrüche miteinander verknüpft. Und dennoch
werden die meisten Experten und Laien kaum seinen Namen kennen. Selbst
wenn ihnen seine Arbeiten bekannt sind, wird er selten von
ihnen ernst genommen oder als Pionier und Entdecker zitiert. Warum?
Wieso wird Reich gerade in wissenschaftlichen Kreisen und in
den Massenmedien so selten erwähnt? Und wenn, dann meist nur in
verzerrter, entstellender, spöttischer oder gar diffamierender Weise? Diese
Frage wurde eloquent von einem bekannteren Kritiker der medizinischen
Orthodoxie, Ronald D. Laing, in einem Reich gewidmeten Papier
von 1968 in Worte gefaßt. Seitdem Laing diese Zeilen verfaßte, hat
es zwar ein wachsendes Interesse an den Reichschen Forschungen und
Entdeckungen gegeben, insbesondere in Europa und in den vom Mainstream abweichenden wissenschaftlichen und sozialen Bewegungen,
doch in bezug auf die Hauptströmungen der akademischen Wissenschaft hätte
er sie ebenso heute schreiben können:
»Es ist, als ob er nie existiert hätte.
Nur wenige Medizinstudenten werden,
wenn überhaupt, seinen Namen gehört haben, zumindest nicht an ihrer
medizinischen Fakultät, und sie werden ihm nie in ihren Lehrbüchern
begegnen. Nicht daß seine Ansichten unwissenschaftlicher wären
als viele der heute gelehrten - die
wiederum nicht wissenschaftlicher sind als die klinischen Dogmen von vor
nur 50 Jahren, über die wir uns
heute gerne lustig machen oder auf die wir herabsehen. Reichs Thesen zu den gesellschaftlichen Einflüssen auf die Funktionen des sympathischen,
parasympathischen und zentralen Nervensystems und unsere Biochemie
sind nachprüfbar, aber sie wurden nie nachgeprüft, wie so vieles
wirklich Bedeutende. [...]
Ob man nun mit diesem oder jenem Aspekt seiner Theorie und Praxis übereinstimmt
oder nicht, Reich war zweifellos ein großer Kliniker mit einer
ungewöhnlich großen Bandbreite. [...] Er
verstand den Schlamassel, in dem
wir uns alle - der hysterische,
besessene, psychosomatische Homo
normalis - befinden,
so gut wie kaum ein anderer. Und dennoch kann
man Hunderte von Zeitschriften in der Royal Society of Medicine durchsehen,
ohne ihn je erwähnt zu finden. Wieso wird Reich nie erwähnt?«
(Laing 1993:76f)
Die Antwort auf diese Frage lautet: Reich hat zu
viel entdeckt, als
daß es der gewöhnliche Mensch oder der gewöhnliche Naturwissenschaftler
einfach und schnell aufnehmen könnte. Seine Entdeckungen haben weitreichende
Auswirkungen auf die meisten Sozial- und Naturwissenschaften:
Psychoanalyse, Sexologie, Psychologie, Erziehungswissenschaft, Medizin,
Krebsforschung, Hämatologie, Mikrobiologie, Forschungen zur Biogenese,
Elektrobiologie, Biophysik, Nuklearmedizin, Nuklearphysik, Ökologie,
Ökonomie, Umweltwissenschaften, Forstwirtschaft, atmosphärische
Wissenschaften, Astrophysik - um
nur einige zu nennen. Orthodoxe
Wissenschaftler sind in einigen Fällen zu sehr ähnlichen Ansichten
gekommen wie denen, die Reich fünf Jahrzehnte zuvor formuliert hatte.
Und dennoch ist selten bekannt, daß Reich der eigentliche Entdecker war, oder wenn es bekannt ist, wird es nur selten gewürdigt. Woher
kommt diese weitverbreitete, systematische Furcht vor und die Abwehr
gegenüber Reich, dieses Ausweichen
vordem Wesentlichen, das in
seinem Werk ans Licht gebracht wird?
Auf den ersten Blick, oder wenn man sich nur flüchtig mit ihm befaßt, kann
Reich Unglauben hervorrufen. Es ist alles zu
viel. Und
doch läßt sich bei genauerer Untersuchung vieles finden, was
seine zentralen Thesen und
Entdeckungen stützt. Diese
neuen Entdeckungen verlangen nach einer vollständigen
Neubewertung der meisten der
heute vorherrschenden wissenschaftlichen
Ideen - und
damit nach einem Paradigmenwechsel im
wahrsten Sinne des Wortes. Wir
sagen mit aller Vorsicht: Reichs Format und
seine Entdeckungen sind mit denen eines Galilei zu vergleichen, und wir
sind uns dessen bewußt, wie anpreisend und selbstgerecht solche Vergleiche
in der heutigen anmaßenden Welt wirken. Die großen Stiftungen und
Institutionen der »offiziellen Wissenschaft« vergeben routinemäßig
Preise und Auszeichnungen, doch nur an die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Arbeiten die allgemein akzeptierten Theorien stützen
oder die die ökonomische und politische Macht bestehender Institutionen
noch vergrößern. Das Fernsehen und die Zeitungen berichten hierüber
unkritisch. Jede Woche bringt uns einen neuen »Durchbruch« auf diesem
oder jenem Gebiet der Medizin oder der Physik - aber
ein oder zwei Jahre später ist alles wieder vergessen, und wenig
hat sich praktisch geändert. Nur
wenige mutige Sozialreformer und ketzerische Wissenschaftler
wagen es, die »offizielle Wissenschaft« und die »offizielle Medizin«
in Frage zu stellen, aber sie werden im allgemeinen ignoriert oder
ausgegrenzt. Und ebenso werden ihre Einwände erst nach größeren gesellschaftlichen
oder ökologischen Katastrophen ernst genommen.
Reich war ein solcher ketzerischer Wissenschaftler und Sozialreformer. Seine
Entdeckungen wurden von den Kreisen »offizieller« Wissenschaft oder
Medizin nie ernsthaft beachtet (außer vielleicht, um sie zu attackieren),
doch haben sie bedeutende gesellschaftliche und ökologische Katastrophen
vorausgesagt, einige im allgemeinen positive, gesellschaftliche Veränderungen
angeregt und neue wissenschaftliche und medizinische Entdeckungen
hervorgebracht. Seine Bücher und experimentellen Ergebnisse ziehen,
noch Jahrzehnte nach ihrer Entstehung, das Interesse einer wachsenden Zahl von Menschen auf sich. Seine Entdeckungen stellen
nach wie vor eine der stärksten und ernsthaftesten Bedrohungen der unheiligen
Allianz von Macht, Geld, Wissenschaft und Hierarchien in der heutigen
Welt dar - ein weiterer
wesentlicher Grund dafür, daß sein Werk häufig
angegriffen oder verschleiert, aber selten rational kritisiert wurde.
Seine Entdeckungen tragen den Keim zu umwälzenden Veränderungen in
sich, gesellschaftlich wie wissenschaftlich, weswegen sie sich die Feindschaft
der Mächtigen zuzogen, die sie unterdrückten (Greenfield 1995; Reich
1997).
Reich wurde für seine Entdeckungen ins Gefängnis gesteckt und starb darin,
und seine Bücher wurden auf gerichtliche Anordnung hin verbrannt
- Mitte der fünfziger Jahre in
den USA. Menschen in Europa können
dies kaum glauben, da die USA den Kampf gegen den Faschismus mit anführten
und sich auch heute noch auf demokratische Prinzipien berufen,
von denen Bürger anderer Staaten nur träumen können. Die Freiheit
ist jedoch im Gesundheitsbereich stark eingeschränkt. Hier haben das Geld
und machtorientierte Ärzte und Pharmakonzerne das Sagen. Reich war
weder der erste noch der letzte Arzt, der für seine bahnbrechenden Entdeckungen
über den Krebs und für die billigen und effektiven Heilmethoden,
die er der amerikanischen Öffentlichkeit zugänglich machte, angegriffen
wurde. Genausowenig stehen die USA mit diesem medizinischen
Autoritarismus unter den demokratischen Staaten alleine da (DeMeo
1993; Carter 1993).
Reich hatte viele Feinde im medizinischen und psychoanalytischen Establishment.
Einige unter ihnen haßten ihn und verbreiteten seit den frühen Tagen
seiner Verbindung mit Freud über ihn Gerüchte. Seine Entdeckungen
fochten die Lieblingsideologien der anderen Analytiker und Psychiater
oder deren moralische Ansichten zu Empfängnisverhütung und vorehelichem
Sex an - oder, in einigen Fällen,
deren Kompromisse mit den Nazis.
Reich war zu »provokativ«; viele wollten ein bequemes Leben, ohne
allzu große Wellen zu schlagen - und
Reich war einer, der große Wellen
schlug und »Ärger« verursachte, wo immer er auftauchte. Also warfen
sie ihn aus ihren Organisationen, griffen ihn an und heckten üble Gerüchte
über ihn aus. Doch Reich setzte seine Arbeit unbeirrt fort und fand erfolgreich Wege, die Hindernisse, die ihm unausgesetzt von seinen Kritikern
in den Weg gelegt wurden, zu umgehen. Bevor er von der FDA (Food
and Drug Administration) angegriffen
und zerstört wurde, hatte Reich
seine eigenen klinischen Ausbildungsseminare, ein Forschungslabor,
ein gemeinnütziges Institut, einen Buchverlag und mehrere Forschungszeitschriften
ins Leben gerufen. Und er konnte eine kleine, aber engagierte
Gruppe von Mitarbeitern für seine Forschungen gewinnen.
Reich zeigte, daß irrationales menschliches Verhalten und gesellschaftliche
Gewalt das Produkt von tiefverwurzelten Traditionen und gesellschaftlichen
Institutionen sind, wie die Sexualunterdrückung bei Jugendlichen
und der kinder- und sexualfeindliche kirchliche Moralismus. Er zeigte, daß
antisoziale Gewalt aus Traumatisierungen entstand, die Kindern
von Geburtshelfern, Krankenpflegerinnen und anderen mit der Säuglingsfürsorge
betrauten Menschen zugefügt werden. Er beobachtete, daß,
von wenigen Ausnahmen abgesehen, jede Kultur ihre eigenen, wenn auch
unterschiedlichen Arten hatte, ihren Kindern Schmerzen zuzufügen und sie
zu mißbrauchen, um so ihre natürlichen, biologischen Impulse zu »zähmen«
und sie mit einer autoritären Zwangsmoral zu »zivilisieren«. Mütter
und Väter sind im allgemeinen Meister und Unterstützer dieses »Vergewaltigungs«prozesses,
der von Medizin, Schule, Kirche und Staat unbekümmert
gerechtfertigt wird. Er behauptete, daß faschistische soziale
Bewegungen und Kriege Ausdruck desselben Prozesses seien, der in den
Menschen ein unerträgliches Maß angestauter, sadistischer Wut entstehen
ließ. Diese Wut würde schließlich in militärischen Institutionen organisiert, um so in periodischen kriegerischen Ausbrüchen gegen andere
Kulturen ihren »gesellschaftlich erlaubten« Ausdruck zu finden –
eine antisoziale
Form der »Wutentladung«, die von der kulturellen Blockierung sanfterer
emotionaler Qualitäten und liebevoller orgastischer Entspannung
herrührt. Bevor sich friedliche gesellschaftliche Zustände einstellen könnten,
müßte es größere Reformen in unserer Behandlung von Säuglingen
und Kindern und in unserer Haltung zu vorehelicher Sexualität geben,
und Zwangsheirat und autoritäre Familienstrukturen müßten überwunden
werden. Ebenso kritisierte er die russische soziale und sexuelle
Revolution und die von ihm so genannten »Freiheitskrämer«, die politische
und sexuelle Freizügigkeit statt demokratische und sexuelle Verantwortlichkeit
predigten. Nicht zuletzt weil er über diese Themen offen
geschrieben und gesprochen und weil er junge Menschen über die verbotenen
Themen Sexualhygiene und Verhütungsmittel beraten hatte, mußte der junge Reich von Nazi-Deutschland nach Skandinavien und später
in die USA emigrieren, um sein Leben zu retten.
Die klinischen Arbeiten Reichs wiesen deutlich darauf hin, daß viele Krankheiten
als Antwort des Organismus auf chronischen Schmerz und chronisches
Unglücklichsein entstehen können, womit er eine logische und
experimentell nachvollziehbare bioenergetische Grundlage psychosomatischer
Erkrankungen liefert. Nach seiner Flucht nach Skandinavien unternahm
Reich Experimente, die eine meßbare bioelektrische Komponente
des emotionalen Ausdrucks, sexueller Befriedigung und des Orgasmus
nachwiesen. Bestimmte chronischkontraktive Störungen, die bioelektrisch
gemessen werden können, entwickeln sich im Organismus als Reaktion
auf chronischen Schmerz, Traumatisierungen und Angst. Der regelmäßige
Ausdruck lustvoller Expansion hingegen zeigt ein davon völlig
abweichendes bioelektrisches Muster, das mit körperlicher und geistiger
Gesundheit verbunden war. Reich war einer der ersten und zugleich einer
der klarsten und wissenschaftlichsten Autoren, die über das Verhältnis
von Psyche und Soma geschrieben haben, ein Verhältnis, das heutzutage
weitgehend mystisch desexualisiert oder mechanistisch als »LeibSeele-Problem«
beschrieben wird.
Der rote Faden seiner Forschung führte Reich in wissenschaftliches Neuland.
Er beobachtete, wie sterbendes pflanzliches und tierisches Gewebe sich
in kleine Bläschen zersetzte (Bione
genannt), die der Kliniker häufig als »infektiöse«
Organismen einordnete. Er klärte die Rolle emotionaler Blockierungen und sexueller Stauungen im Prozeß der Bion-Entstehung und
zeigte, wie sich Bione innerhalb des Körpers selbst zu Krebszellen reorganisieren
können. Er nahm zu Recht für sich in Anspruch, den spezifischen
Entstehungsprozeß der Krebszelle bestimmt und sowohl die Rolle
des anaeroben Prozesses beim Krebsgeschehen als auch die bioenergetische
Funktion der roten Blutkörperchen geklärt zu haben. Diese Beobachtungen
führten außerdem zu einer Fülle weiterer neuer Entdeckungen
zum Gesundheits- und Krankheitsgeschehen. Bionkulturen, die unter den
richtigen chemischen Umweltbedingungen gehalten werden, zeigen die
Fähigkeit zu einer natürlichen Selbstorganisation hin zu komplexeren Strukturen
und zu lebender Materie - und
dies selbst unter sterilen Bedingungen. Diese Entdeckungen lösten
gleichermaßen die komplexen Rätsel
der Biogenese und des Ursprungs der Krebszelle.
Derselbe rote Faden war es, der Reich zu der Beobachtung führte, daß aus
Meeressand gewonnene Bione eine starke und besondere biologische Energie
ausstrahlten, die objektiv beobachtet und sogar gemessen werden konnte.
Diese neu entdeckte Lebensenergie, die er Orgonenergie
nannte, wurde klinisch zum
Nutzen kranker Menschen angewandt, und er fand heraus, daß sie in den fundamentalen biologischen Prozessen eine grundlegende
Rolle spielt. Ein spezielles Gerät, der Orgonakkumulator, wurde
entwickelt, der diese Energie nicht nur aus Bionen, sondern auch
aus der Atmosphäre gewinnen konnte. Mit diesem Gerät konnten Menschen mit
niedrigem Energieniveau aufgeladen und viele ihrer Krankheitssymptome
gelindert werden. Diese Energie konnte auf verschiedene Arten gemessen
werden, und viele ihrer Eigenschaften wurden bestimmt und erforscht.
Reich beschrieb ein überall vorhandenes, plasmatisches Energiekontinuum,
das sich durch Materie hindurchbewegen konnte (wenn auch mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten), von organischen Materialien
absorbiert und von Metallen reflektiert wurde und durch Elektromagnetismus
und radioaktive Strahlung erregbar war. Außerdem wurde die Orgonenergie
stark von Wasser angezogen, und sie floß in einem bestimmten Muster durch
die Atmosphäre; auch wurde beobachtet, daß sie Einfluß auf das
Wettergeschehen hat. Reich demonstrierte ebenso ihr Vorhandensein
in Hochvakuum-Röhren und behauptete, das Vakuum - auch
im Weltall - sei nicht leer,
sondern angefüllt mit pulsierender Orgonenergie. Seine in den fünfziger
Jahren durchgeführten Experimente, in denen er Orgonenergie und
radioaktive Niedrigstrahlung zusammenführte, brachten ihn zu dem Schluß,
daß radioaktive Strahlung die normalerweise weiche und sanfte
Orgonenergie in einen hocherregten
Zustand versetzen könne und ihr damit eine potentiell tödliche Qualität
verleihe. Aufgrund dieser Erfahrungen warnte Reich lange vor anderen
vor den Auswirkungen von Atomtests, vor Atomkraftwerken und radioaktiver
Niedrigstrahlung auf den Menschen.
In seinem ländlichen Laboratorium in den bewaldeten Bergen Maines beobachtete
und beschrieb Reich lange vor anderen Forschern den gesamten
Prozeß des Waldsterbens, einschließlich Phänomene einer stagnierenden Atmosphäre, sich zersetzender Steine, der Ozonbelastung der Atmosphäre
und des sauren Regens. Doch ebenso entwickelte Reich praktische
Maßnahmen, die die Umkehrung dieses Prozesses in größerem Maßstab
möglich machten. Die atmosphärische Orgonenergie konnte durch den Cloudbuster, eine weitere Erfindung Reichs,
beeinflußt werden, um den Wüsten
Regen zu bringen. Sowohl beim Menschen als auch in der Atmosphäre
war der volle Ausdruck dieser strömenden Energie ein
produktiver und kreativer Prozeß, dem Leben und Liebe, Regen und Wachstum
entsprangen. Eine Blockierung dieser Energie in Kindern, Erwachsenen
oder in der Atmosphäre erzeugte Schrumpfung, Kontraktion, Verfall,
Gewalt, Dürre und Tod.
Reich war ein sehr umsichtiger und genauer Beobachter der Natur. Er
zeichnete viele neue und ungewöhnliche Beobachtungen über Mikroben, Lebewesen,
natürliche Wälder, Wolken, das Wetter, die Atmosphäre, den Himmel
und das Nordlicht auf. Er behauptete, es gäbe Strömungen plasmatischer
Orgonenergie, die den Kosmos füllten, sich in der Atmosphäre und im Weltall überlagerten und so spiralförmige Wirbelstürme und spiralförmige
Galaxien erzeugten. Das Nordlicht war seiner Ansicht nach ein
Strom lebender Orgonenergie, der sich hoch oben im Himmel bewegte.
Er verwies auf dessen organismische Bewegungsqualitäten, ähnlich
der peristaltischen Bewegung von Organen oder von zellulärem Protoplasma.
Sexuelle Erregung und Anziehung, ebenso wie bestimmte zelluläre
Prozesse, wurden auf ähnliche Weise als orgonenergetischer Prozeß
der Überlagerung beschrieben. Seine Theorie der Kosmischen Überlagerung und
seine Sicht des Weltalls als ein von Energie gefüllter Raum
nahmen einige neuere Ergebnisse der Astrophysik vorweg; doch Reich ging noch weiter. Die lebensähnlichen Qualitäten der
Orgonenergie führten ihn zu
Schlüssen, die dem moderneren Verständnis der Erde
als lebendem Organismus sehr
nahe kommen. Reich verband somit Mikro und
Makrokosmos in einer großen und umfassenden, dabei aber fundierten
und konkreten Theorie, die die Grenzen annähernd jeder wissenschaftlichen Disziplin berührte. Schließlich entwickelte er noch einen Motor,
der durch Orgonenergie angetrieben wurde. Als er später zum ersten Mal
UFOs sichtete, vermutete er, daß sie die kosmische Orgonenergie, die das ganze Weltall anfüllt, als Antrieb nutzen und sich so
durch den Kosmos bewegen.
Zu viel! Reich wurde
angegriffen, seine Bücher und Forschungszeitschriften wurden
verbrannt und für einige Zeit von der Verbreitung in den
USA ausgeschlossen. Selbst heute noch darf kein amerikanischer Naturwissenschaftler
ernsthaftes Interesse an den biophysikalischen Arbeiten
Reichs offen zugeben, ohne eine Attacke oder den Verlust seiner Stellung
zu riskieren. Es ist deswegen nicht weiter überraschend, daß dieses
Buch - eine der ersten öffentlichen
Darstellungen wissenschaftlicher Ergebnisse,
die in vieler Hinsicht Reichs kontroverse Entdeckungen stützen
- zuerst außerhalb der USA, in
Deutschland, erscheint. Wir hoffen sehr,
daß dies eine Entwicklung in Gang setzt, die auch in wissenschaftlichen
und öffentlichen Kreisen engagierte Diskussionen über die Entdeckungen
Reichs ermöglicht, und daß das bloße Attackieren seiner Forschungen
und seiner Person ein Ende findet. Diese Entwicklung in Deutschland
wird hoffentlich auch in den USA Wirkung zeigen, wie auch die positive
deutsche Entwicklung im Bereich des Umweltschutzes andere Länder beeinflußt hat.
Die Beiträge des vorliegenden Bandes werden den mit Reich nicht vertrauten
Leser mit diesem weiten neuen Gebiet bekannt machen. Zur Klärung
weitergehender Fragen möchten wir auf die Reichschen Originaltexte
und, soweit zugänglich, seine Forschungszeitschriften verweisen. Aber
auch für Deutschsprachige, die Reichs wesentliche Arbeiten bereits
kennen, füllen diese Texte eine Lücke. Sie enthalten detaillierte, verständliche
Informationen und neuere wissenschaftliche Ergebnisse, die unabhängig
voneinander zeigen, daß Reichs kontroverse soziologische und
biophysikalische Arbeiten ernst genommen werden sollten. Der Aufbau dieses
Buches folgt dem historischen Gang seiner Entdeckungen. Der erste Band
umfaßt die Bereiche Sexualökonomie, Bionforschung und Orgonakkumulator.
In einem Folgeband sollen die spezifischen Experimente aus dem
Bereich der Orgon-Biophysik und die atmosphärischen und kosmischen
Aspekte der Orgonenergie zur Darstellung kommen.
Schließlich möchten wir allen Autorinnen und Autoren für die Erlaubnis danken,
ihre Beiträge in diesem Band nachdrucken zu dürfen, und für die vielen
konstruktiven Hinweise, die zur Verbesserung dieses Bandes beigetragen
haben. Vielen Dank auch an unser engagiertes Redaktionsteam (Marc
Rackelmann und Bernd Neubauer) sowie an die Übersetzerinnen und
Übersetzer Manfred Fuckert, Thomas Harms, Bettina Huthoff, Raphaela
Kaiser, Christine Klatke, Bernhard Maul, Michael Munzel, Xenia
Osthelder, Katharina Poggendorf und Regina Schwarz.
<<<<<
Literatur
-
Carter,
J. 1993: Racketeering in Medicine: the Suppression of Alternatives,
Hampton Roads.
-
DeMeo, James 1993:
»Anti-Constitutional Activities and Abuse of Police Power by the US
Food and Drug Administration«, in: Pulse of the Planet, 4:106-113.
-
Greenfield,
Jerome 1995: USA gegen Wilhelm Reich, Frankfurt a. M. (Zweitausendeins).
-
Laing,
R. D. 1993: »Why is Reich Never Mentioned?«, in: Pulse of the Planet,
4:76-77.
-
Reich,
Wilhelm 1997: Christusmord, Frankfurt a. M. (Zweitausendeins).
|
Wilhelm
Reich - Entdecker der Akupunkturenergie? (1976)
VON BERND SENF Vollständiger
Artikel
als PDF-Datei (275k)
Beitrag zum Weltkongress der Akupunktur in Berlin im Jahre 1976
Der Beitrag enthält ein Referat des Autors auf dem Weltkongreß für
Akupunktur 1976 in Berlin. Darin wird die These formuliert, daß die von
Reich entdeckte und nutzbar gemachte Orgonenergie identisch ist mit der
Energie, die der Akupunktur zugrunde liegt. Es wird über eindrucksvolle
Versuche berichtet, bei denen Akupunkturpunkte mit hochkonzentrierter
Orgonenergie bestrahlt wurden, mit meist deutlich spürbaren Wirkungen
entlang der Akupunkturmeridiane. In einer Synthese von Orgonforschung und
Akupunktur (Orgon-Akupunktur) sieht der Autor Grundlagen für ein
tieferes Verständnis der Akupunktur und für eine differenzierte
Weiterentwicklung energetischer Behandlungsmethoden.
Zum Verhältnis von
Akupunktur und Reichschen Forschungen
Das Krankheitsverständnis der Akupunktur
weist in vielen Punkten große Ähnlichkeiten
mit dem von Reich auf. Die Vorstellung, daß eine Stauung von
Lebensenergie im Organismus zur treibenden Kraft psychischer und
psychosomatischer Störungen wird, ist nahezu identisch. Unterschiede
bestehen in der Beurteilung der Frage, worin die Wurzeln dieser Stauungen liegen. Die Akupunktur hat hierüber nur verschwommene
Vorstellungen, während Reich sie in Zusammenhang bringt mit der Struktur
des Charakterpanzers, der sich als körperlich-muskulärer Panzer verankert
und der seine Ursachen in der gesellschaftlich bedingten Unterdrückung
spontaner Triebbedürfnisse hat. In dieser Analyse der gesellschaftlichen
Hintergründe und der Dynamik des Charakterpanzers geht Reich weit
über die Akupunktur hinaus. Andererseits
verfügt die Akupunktur über genauere Vorstellungen bezüglich der Störungen
der Energie im Organismus und der jeweiligen Folgen ihrer
Umlenkung. Auch die therapeutischen Möglichkeiten des Abbaus energetischer
Störungen sind in der Akupunktur wohl differenzierter als bei
Reich. In der Akupunktur bleibt wiederum der grundlegende Funktionsmechanismus
der Akupunkturheilungen unverstanden, weil keine Grundlagenforschungen über
das Wesen der Lebensenergie und ihre Bedeutung für das Funktionieren des
Lebensprozesses beziehungsweise für dessen Störungen existieren.
Wenn die der Akupunktur zugrundeliegende
Energie identisch ist mit der von Reich entdeckten und
naturwissenschaftlich erforschten Lebensenergie (Reich nannte diese
Energie »Orgonenergie«), dann kann meines Erachtens die Lücke im
grundlegenden Verständnis der Akupunktur durch
Einbeziehung der Reichschen (mikrobiologischen, physikalischen und
medizinischen) Orgonforschung tendenziell geschlossen werden. Diese Überlegungen
waren für mich Ausgangspunkt für die weiter unten beschriebenen
Experimente, die nach meiner Auffassung geeignet sind, die Identität
von Akupunkturenergie und der von Reich entdeckten Orgonenergie
nachzuweisen.
Wilhelm
Reich - Entdecker
der Akupunkturenergie?
Reichs Entdeckungen ermöglichen eine
Akkumulation von Orgonenergie (Lebensenergie aus der Atmosphäre)
Experimente über den Zusammenhang
zwischen Orgonenergie und Akupunktur
Neue
therapeutische Möglichkeiten durch Orgonenergie-Bestrahlung von
Akupunkturpunkten
Neue
Perspektiven für eine naturwissenschaftliche Erklärung der Akupunktur
Während die praktischen Heilerfolge der
Akupunktur bei der Behandlung
psychosomatischer Krankheiten immer weniger bestritten werden, herrscht
nach wie vor Unklarheit über die physikalischen Eigenschaften derjenigen
Energie, die - nach chinesischer Lehre - den
Akupunkturheilungen zugrunde liegt. Nicht zuletzt darin liegt es begründet, daß
die Akupunktur auch heute noch
vielfach mit dem Hinweis auf Suggestion abgetan wird. Um so wichtiger ist es, die unbestreitbaren Heilerfolge
der Akupunktur auch
naturwissenschaftlich zu fundieren. Zu einem solchen -
naturwissenschaftlich fundierten - Verständnis
der Akupunktur scheinen mir die bioenergetischen Forschungen
Wilhelm Reichs, deren Ergebnisse bis heute weitgehend unbekannt geblieben
sind, von außerordentlicher Relevanz
zu sein.
Ich
möchte deswegen im folgenden einige Forschungsergebnisse Reichs bezüglich
der Entdeckung einer biologischen Energie kurz referieren, um anschließend
über eigene Bestrahlungsexperimente mit dieser Energie zu
berichten. Die Bestrahlungsexperimente, die ich in einer Testreihe an 150
Personen durchgeführt habe, zeigen nach meiner Einschätzung die Identität
der Akupunkturenergie und der von Reich entdeckten Orgonenergie.
Zur
Entstehung der Reichschen Forschungen
Reich ging in seinen Forschungen aus von der
Psychoanalyse und entdeckte im Laufe seiner klinischen Praxis zunehmend
den Zusammenhang zwischen
neurotischen beziehungsweise psychosomatischen Erkrankungen
und Triebstauungen im Organismus. Er beobachtete, daß bei der Auflösung psychischer Verkrampfungen im Zuge der
Psychotherapie sich gleichzeitig muskuläre Verkrampfungen lösten. Das führte ihn zu der Hypothese,
daß muskuläre Verkrampfungen nur das physiologische Erscheinungsbild psychischer Verkrampfungen sind. Er
entwickelte daraufhin eine therapeutische Methode, die direkt an der Auflösung der Muskelverkrampfungen
ansetzt (»Vegetotherapie«) und auf diese Weise nicht nur
die muskulären »Panzerungen« abbaut (die ihrerseits eine Vielzahl
psychosomatischer Krankheiten nach sich ziehen), sondern in gleichem Zuge
die sogenannten »charakterlichen Panzerungen« auflöst. Im Laufe dieser
Art von Behandlung berichteten Patienten immer wieder davon, daß
sie bei der Auflösung der Verkrampfungen bestimmte Strömungsempfindungen
im Körper wahrnahmen, die
allerdings zunächst immer wieder
auf sogenannte Panzerblocks, das heißt auf neue Verkrampfungen stießen. Bei konsequentem Abbau aller Muskelpanzerungen (deren stärkste
im allgemeinen im Zwerchfell sitzt) wurde ein allgemeines Strömungsempfinden
im Körper hergestellt, und es stellte sich in gleichem Zuge
nicht nur ein Abbau psychischer und psychosomatischer Erkrankungen ein, sondern gleichzeitig die Wiedererlangung der Lebendigkeit und
Spontaneität in der Bewegung und in den Empfindungen gegenüber
dem eigenen Körper und im Kontakt mit der Umwelt. Als weitere Begleiterscheinung
ergab sich die von Reich sogenannte »orgastische Potenz«,
das heißt die volle, von unwillkürlichen Muskelzuckungen und von intensivem,
lustvollem Strömungsempfinden begleitete Hingabefähigkeit im
Geschlechtsakt. Solange die volle Orgasmusfähigkeit nicht hergestellt
war, zirkulierte immer wieder ein bestimmtes Quantum von überschüssiger
Triebenergie im Organismus und führte zu Stauungen mit entsprechenden
psychosomatischen Symptomen. Diese
Beobachtungen führten Reich zu der Hypothese, daß durch Muskelverkrampfungen
sexuelle Energie gebunden wird und daß auf diese Weise im Organismus quasi Staudämme errichtet werden, die den freien Fluß
der Energie unterbinden und zu immer stärkeren Aufstauungen führen.
Seine weiteren Forschungen führten ihn dazu, den angeblichen Strömungsempfindungen
auf den Grund zu gehen. In den 40er Jahren entdeckte
er in diesem Zusammenhang eine bis dahin unbekannte Energieform,
die sich in ihren physikalischen Eigenschaften wesentlich von herkömmlichen
Energieformen unterscheidet und die er - in Anlehnung an
das Wort »Organismus« - »Orgonenergie« nannte. Reich
entwickelte Methoden zur Messung dieser
Energie und stellte fest, daß sich bei stark empfindungsfähigen
Menschen Lustgefühle in einem Anstieg des Energiepotentials
an der Körperoberfläche niederschlugen, während Angst einherging
mit einem rapiden Absinken desselben. Bei stark gepanzerten
Menschen, die ihrerseits das »Gefühl« völliger Abgestumpftheit und Erstarrung
hatten, zeigte sich entsprechend nur eine sehr schwache Ver-änderung
des Potentials. Diese Beobachtungen führten Reich dazu, die Emotionen
als Ausdruck der Strömungen der Orgonenergie im Organismus
zu deuten. Seine mikrobiologischen Forschungen führten ihn schließlich zu dem Ergebnis, daß ähnliche Funktionen bereits im
Einzeller wirksam sind: In
gefahrlosen Situationen bewirken sie eine Expansion des
Zellplasmas und des Orgonenergiefeldes, in gefahrvollen Situationen eine
Kontraktion des Plasmas und Energiefeldes. Während Reich zunächst davon ausging, daß alle lebendigen Organismen
mit dieser Energie ausgestattet sind, entdeckte er später, daß der gesamte
Raum - wenn auch in unterschiedlicher Konzentration - mit
Orgonenergie angefüllt ist.
Durch Ausnutzung der von ihm entdeckten physikalischen
Eigenschaften dieser Energie gelang es Reich schließlich, Orgonenergie
in gezielter Weise aus der Atmosphäre zu akkumulieren. Das hierzu
konstruierte Gerät nannte er »Orgonakkumulator«. Die mit Hilfe
des Orgonakkumulators konzentrierte Lebensenergie nutzte Reich unter
anderem für therapeutische Zwecke, indem er Patienten mit dieser Energie
bestrahlte und dabei erstaunliche Heilerfolge erzielte. Darüber hinaus
hat Reich ausgedehnte Forschungen im Bereich von Medizin und Biologie
angestellt, in denen er die Bedeutung dieser Energie für das
Funktionieren von Lebensprozessen beziehungsweise für die Entstehung psychischer,
psychosomatischer und organischer Krankheiten untersucht hat......
Die folgenden Schwerpunkte sind zusätzlich in der PDF-Datei
(275k) zu finden:
-
Prinzip
und Wirkungsweise des Reichschen Orgonakkumulators
-
Spezieller
Orgonakkumulator zur Bestrahlung von Akupunkturpunkten
-
Spezifische
Körpersensationen als Folge der Orgon-Punktbestrahlung
-
Abzug
von Orgonenergie aus Akupunkturpunkten mittels Orgon-Absauger
(DOR-buster)
-
Deutung
der Experimente und Perspektiven weiterer Forschung
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»emotion 8«
Für Informationen zur praktischen Anwendung der
Orgon-Akupunktur siehe auch
www.acupuntura-orgon.com.ar
<<<<<
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