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Die Wiederentdeckung des Lebendigen
Gebunden
389 Seiten Omega
1. Auflage März 2003
ISBN: 3930243288
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Erforschung der Lebensenergie durch Reich, Schauberger, Lakhovsky u.a.

Die Entdeckung der Lebensenergie durch Wilhelm Reich, die Forschungen von Viktor Schauberger (über die Bedeutung der Wirbel- und Fließbewegungen des Wassers) und von Georges Lakhovsky (über bioenergetische Schwingung und Resonanz) lassen sich zu einem faszinierenden Bild zusammenfügen: Sie ermöglichen ein grundlegendes Verständnis lebendiger Prozesse und ihrer Störungen in uns, zwischen uns und in der "äußeren" Natur sowie der Entstehung von Gewalt. Und sie zeigen Perspektiven ihrer Überwindung d. h. Wege der inneren und äußeren Heilung auf.
Wie der Autor darlegt, war dieses Wissen bereits in früheren nicht-patriarchalen Kulturen vorhanden und wurde in einem 6000 Jahre währenden Prozeß der Entstehung und Ausbreitung von Gewalt verschüttet.

 
  
Bernd Senf, lehrte von 1973 bis März 2009 als Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule für Wirtschaft (FHW) Berlin. Seit April 2009 ist er nur noch frei schaffend tätig – mit Vorträgen, Seminaren, Workshops, Veröffentlichungen und der Begleitung zukunftsweisender Projekte. Er ist ein Reich-Kenner, Lebensenergieforscher und Bioenergetiker. Er ist bekannt für seine allgemeinverständliche und lebendige Vermittlung komplexer Zusammenhänge. Sein besonderes Engagement gilt der Herausarbeitung tieferer Ursachen der Störungen des Lebendigen und dem Aufzeigen von möglichen inneren und äußeren Wiederbelebungs- und Heilungsprozessen.

Buchbesprechungen:
Rezension bei der "Initiative Augen Auf"  
Rezension von Heike Görner bei www.holis.org
Rezension auf www.powermetal.de 
Rezension auf Buchwurm:Info Onlinemagazin

Vorträge:
Bernd Senf am Kongress "Forderung nach der konkreten Utopie"
  

Bernd Senf zu diesem Buch als CD/MC
 

 



Inhaltsverzeichnis (als PDF Datei) zum Buch die Wiederentdeckung des Lebendigen

1.

Einführung    als PDF Datei

1.1 Krankheit und Heilung
1.2 Die Verschüttung und Wiederentdeckung des Lebendigen
1.3 Die Angst vor dem spontanen Fließen 
Charakterpanzer, Körperpanzer und Orgasmusangst 16 / Patriarchat und innere Spaltung des Menschen 19 / Der Kampf gegen die innere und die äußere Natur 21

2.

Die innere Bewegung des Lebendigen
2.1 Sigmund Freuds Tragik Libido – die wiederentdeckte Lebensenergie 25 / Der Todestrieb – Freuds große Verdrängung 26
2.2 Wilhelm Reichs Entdeckung des biologischen Kerns
3. Mein eigener Weg zu Reich
4. Die Wiederentdeckung des Lebendigen
  4.1 Wilhelm Reich: Erforschung der Lebensenergie
4.1.1 Die Entwicklung seiner therapeutischen Arbeit Charakterpanzer, Körperpanzer und Vegetotherapie 43 / Der Entstehungsprozeß chronischer Panzerung 44 / Bioenergetisches Verständnis von Krankheit und Gesundheit 50 / Die Bedeutung der Sexualität für die Gesundheit 51
4.1.2 Die Entdeckung der Lebensenergie Lust und Angst – Expansion und Kontraktion Funktionelle Identität bei gleichzeitigen Unterschieden 54 / Die Plasmabewegungen lebender Zellen 56 / Erstarrung und Strukturzerfall 58 / Emotion als Plasmabewegung 59 / Die Entdeckung der Biogenese 59 / Strukturzerfall und spontane Selbstorganisation 62 / Lebensenergetische Strahlungsfelder 68 / Orgonotischer Kontakt, Liebe und Sexualität 70 / Orgonotischer Kontakt und Stillen 72 / Orgonotischer Kontakt zwischen einzelnen Zellen 73 / Krebs als Verlust des energetischen Kontakts 75
4.1.3 Orgonforschung und andere Strahlungsforschungen 
Die Biophotonenforschung von Fritz Albert Popp 75 / Das geheime Leben der Pflanzen 76 / Die Kirlian-Fotografie 77
4.1.4 Orgonenergie und energetische Heilung
Mesmers animalischer Magnetismus 78 / Die Vernichtung der Energieheilung 80 / Das orgonomische Potentialgesetz 82 / Spontane Aufladung des Lebendigen 85 / Wachstum und Sexualität als energetische Entladung 86 / Die Entdeckung der bioenergetischen Immunabwehr 89 / Der Reichsche bioenergetische Bluttest 92
4.1.5 Krebs als bioenergetische Erkrankung
4.1.6 Zur Bauweise des Orgonakkumulators
Eigene Erfahrungen 104 / Orgonenergie und Akupunktur: Das ORAC-Rohr 106 / Das Chakra-ORAC 111 / Das ORAC-Kissen 112 / Der Orgonakkumulator wirkt 113
4.1.7 Ist die Erde bioenergetisch krank?
Geomantie – heilende, heilige Orte 115 / Funktionelle Identität zwischen Mensch und Organismus Erde 117 / Der blaue Planet – das Lebensenergiefeld der Erde 119 / Die Energiehülle der Erde hat Wunden 120 / Ist die Erde krebskrank? 120 / Energetische Erstarrung der Atmosphäre und Wüstenbildung 121 / Das ORANUR-Experiment 122 / Radioaktivität und bioenergetische Erkrankung 123 / Radioaktivität und Störung der Lebensenergiehülle der Erde 124
4.1.8 Cloudbusting – energetische Heilung der Atmosphäre
Elektrosmog und ORANUR-Effekt 128 / Energetische Wetterarbeit nach Reich 136
4.2 Viktor Schauberger: Mit der Natur bewegen
4.2.1 Lebendes und totes Wasser
Abtöten von Flüssen durch Begradigung 144 / Wasserrutsche zum Holztransport 145 / Wirbelbewegung und Eiform 147 / Wirbeln und Wiederbeleben toten Wassers 150 / Wirbelbewegung und Lebensenergie 152 / Versorgung mit lebendem Wasser 156
4.2.2 Der Schaubergersche Trichter
Das Ei als Urform des Lebens 164 / Levitationsverfahren nach Wilfried Hacheney 165 / Wirbelpflug und Kompostei 168 / Implosion statt Explosion – unsere Techniker bewegen falsch! 169
4.2.3 Wirbelbewegung und Antigravitation
Die Entwicklung einer »fliegenden Untertasse« 172 / Schauberger, Reich und UFOs 173
4.3 Georges Lakhovsky: Bioenergetische Schwingung und Resonanz
4.3.1 Sender und Empfänger – Radiowellen und Organismen
4.3.2 Zellschwingung und Resonanz
Gestörte Resonanz und Krankheit 186 / Elektrosmog als bioenergetische Dissonanz 187 / Krankheitserreger als Störsender 188 / Harmonie und Dissonanz in Musik und Natur 189 / Eigenschwingung und Immunabwehr 191 / Energetische Erstarrung und gestörte Resonanz 192 / Resonanztherapie und Heilung 195 / Fieber und Zellkernschmelze 196 / Resonanz und Übererregung 197
4.3.3 Lakhovskys kosmische Energie »Universion«
4.3.4 Störzonen und Krankheit
4.4 Paul Schmidt: Schwingung und Heilung
Einhandrute und Energiefühligkeit 205 / Energetische Ausstrahlung und Diagnose 206 / Bioenergiesender, Resonanz und Heilung 207 / Die Welt ist Klang bzw. Schwingung 212 / Gemeinsames Funktionsprinzip der Resonanztherapien 213
4.5 Roland Plocher: Bioenergetische Heilung kranker Gewässer und Böden
4.5.1 Wunderheilungen kranker Seen
Das Plocher-Energiesystem 220 / Energieverdichtung und Informationsübertragung 221 / Gespeicherte Information und energetische Abstrahlung 223 / Plocher und Reich 224
4.5.2 Die Lösung des Gülleproblems
Gülle als Belastung von Boden und Grundwasser 226 / Bioenergetische Gülleaufbereitung und Heilung kranker Böden 227
4.6 Arno Herbert: Übertragen und Kopieren von Schwingungen
Bau und Anwendung des Herbert-Strahlers 229 / Einstrahlen von Schwingungen in den Organismus 231 / Kopieren von Schwingungsmustern 231 / Informationsübertragung nach dem Radionikprinzip 233 / Das holografische Prinzip: Jeder Teil enthält Informationen über das Ganze 234 / Perspektiven bioenergetischer Selbstbehandlung 237
4.7 Dieter Knapp: Lebensenergie sichtbar gemacht
Strahlungsfelder homöopathischer Mittel 239 / Bioenergetische Qualitätskontrolle 240 / Bioenergetische Blutdiagnose 242 / Individueller Gesundheitsverträglichkeitstest 242
5 Die historische Verschüttung des Lebendigen
5.1 Lebensenergetisches Wissen und liebevolle »Kulturen« (pdf)
5.2 Die ethnologische Wiederentdeckung des Lebendigen: Die Trobriander (pdf)
5.3 Patriarchat, Sexualunterdrückung und Gewalt (pdf)
5.4 James DeMeo: Die Saharasia-These (pdf)
Die Verwüstung der Erde vor 6000 Jahren 250 / Wüstenbildung und Umschlag in Gewalt 252 / Hungerkatastrophe und emotionale Panzerung 254 / Vom Ursprung zur Ausbreitung der Gewalt 255
5.5 Kapitalismus und Kolonialismus – Gewaltwellen aus Europa (pdf)
Struktur und Dynamik des Kapitalismus 262 / Die ursprüngliche Akkumulation: Offene Gewalt nach innen und außen 262 / Die innere Dynamik des Kapitalismus: Die eigentliche Kapitalakkumulation 269 / Weltweite Zersetzung vorkapitalistischer Produktionsweisen 273 / Die Abrichtung der Kolonien auf die Interessen der Metropole 276 / Kapitalismus, Kolonialismus und »soziale Kernspaltung« 279 / Von der offenen zur strukturellen Gewalt 281
5.6 Historische Wurzeln der Bevölkerungsexplosion (pdf)
Die Rolle der Hexenverfolgung 285 / Die Vernichtung des Wissens um Lebensenergie 286 / Die Vernichtung des Verhütungswissens als Mittel der Menschenproduktion 288 / Die Reduzierung der Sexualität auf Menschenzucht 289 / Kirchliche Inquisition, Folter und Massenmord 290 / Hexenverbrennung und die Zerstörung der Volksmedizin 293 / Hexenverfolgung und Bevölkerungsentwicklung 295
5.7 Rationalismus und mechanistisches Weltbild (pdf)
5.7.1 Erschütterung kirchlicher Dogmen und Inquisition
5.7.2 Erschütterung wissenschaftlicher Dogmen und neue Inquisition
5.7.3 Die Entwicklung der Wissenschaft: Von der Aufklärung zur dogmatischen Erstarrung. Galileis Begründung der experimentellen Physik 302 / Keplers Entdeckung der Himmelsmechanik 303 / Descartes’ Rationalismus 304 / Newtons Vereinigung von Himmel und Erde 305 / Der Siegeszug des mechanistischen Weltbildes 307
5.8 Herrschende Wissenschaft, Technologie und Verwertungsinteresse (pdf)
5.8.1 Zersplitterung und Verlust von Ganzheit
Kapitalverwertung und Zersplitterung der Arbeit 309 / Arbeitszersplitterung als Kettenreaktion 313
5.8.2 Technologie der Naturbeherrschung
Dampfmaschine, Wärmelehre und Entropiegesetz 316 / Entropiegesetz als neues Dogma 317 / Industrielle Technologie und Raubbau an der Natur 319 / Monopolisierung der Energieversorgung 322 / Machtinteressen gegen freie Energie 324
5.9 Moderne Physik – Grundlage eines ökologischen Weltbilds? (pdf)
Radiowellen und physikalischer Äther 326 / Die angebliche Widerlegung der Äthertheorien 327 / Die Wiederentdeckung eines wirbelnden Äthers 328 / Radioaktivität und Erschütterung des mechanistischen Weltbilds 329 / Moderne Physik in der Sackgasse 332 / Nekrologie statt Biologie 334
6 Zusammenfassung
7 Innere und äußere Heilung durch Resonanz und Inspiration
Anhang
Allgemeine Hinweise und Bauanleitungen für kleine Orgonakkumulatoren
Anmerkungen
Literatur
Über den Autor
Adressen
Register
Bildnachweise
 

 

 

Einführung zum Buch die Wiederentdeckung des Lebendigen

1.1 Krankheit und Heilung

Die Menschheit befindet sich in einer Phase tiefgreifender, umfassender Zerstörungsprozesse, die die ganze Erde erfaßt haben und die sich in vielfältigen Krisensymptomen äußern: wachsendes soziales Elend und Hungerkatastrophen, Eskalation von Gewalt in Kriegen und Bürgerkriegen, zunehmende Gewalt in den Städten, verheerende Dürren und Waldbrände, wütende Orkane und große Überschwemmungen, Winter- und Sommersmog und sterbende Wälder, vergiftete Böden, Gewässer und »Lebensmittel«, sich ausbreitende Wüsten, wachsendes Ozonloch und eine erschreckende Zunahme bedrohlicher Krankheiten.
Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Katastrophenmeldungen überschlagen sich mittlerweile derart, daß es einem fast den Atem verschlägt, wenn man noch nicht vollends abgestumpft ist. Und vieles davon ereignet sich nicht mehr nur in weiter Entfernung von uns, zum Beispiel in der Dritten Welt, sondern zunehmend in unserer unmittelbaren Umgebung, in den industriell hochentwickelten und hochtechnisierten Ländern der Ersten Welt. Der wissenschaftliche und technologische Fortschritt scheint immer weniger in der Lage, die sich zuspitzenden Krisen zu handhaben oder auch nur ihre tieferen Ursachen zu begreifen.
Was ist passiert mit der Menschheit, daß sie sich und das Leben auf diesem Planeten an den Rand des Abgrunds gebracht hat? Lassen sich die globalen Zerstörungsprozesse noch aufhalten oder gar umkehren, gibt es Wege, die aus den Krisen herausführen, gibt es Möglichkeiten zur Wiederbelebung der sterbenden Natur, Heilung für die kranke Menschheit und die kranke Erde? Die Antwort, die ich in diesem Buch geben werde und zu begründen versuche, lautet: Ja! Es gibt Wege der Heilung, auf den verschiedensten Ebenen, und dennoch auf der Grundlage gleicher Funktionsprinzipien: Heilung kranker Menschen, die als »unheilbar« gelten, Vorbeugung gegen chronische Krankheiten, Vorbeugung gegen Gewalt, Wiederbelebung kranker Gewässer und Böden, Heilung einer kranken Atmosphäre von Dürre und Smog.
So vielfältig und unterschiedlich die Ebenen sind, auf denen sich die Zerstörungsprozesse vollziehen, so sehr läßt sich doch auf ganz erstaunliche Weise eine gemeinsame Wurzel für sie finden, ohne deren Verständnis es keine tiefgreifenden Heilungsprozesse geben kann. Diese Wurzel liegt in der chronisch gewordenen Erstarrung des Lebendigen. Der gemeinsame Schlüssel für Heilungen der verschiedensten Art liegt demnach in der Auflösung oder Vermeidung von Erstarrungen, liegt in der Befreiung und Entfaltung dessen, was durch starre Strukturen an seinem natürlichen Fließen gehindert und dadurch in destruktive Bahnen umgelenkt wird: in der Befreiung der Lebensenergie aus ihren Blockierungen in uns, zwischen uns und in der übrigen Natur.
Die Lösung (der Blockierung) ist die Lösung! Durch Lösung von Blockierungen löst sich von selbst eine Fülle von Problemen, die erst aus der Blockierung entstanden sind. Das ist vielleicht der tiefere Sinn des Wortes »Lösung«. Wir brauchen dieses Wort nur wörtlich zu nehmen – es beinhaltet den Schlüssel zu Heilungen vielfältiger Art. Das ganze Geheimnis tiefergehender, ganzheitlicher Heilungen liegt im Loslassen, im Fließenlassen, im Mitbewegen mit dem natürlichen Fluß der Lebensenergie.
Die Heilungen, die allein dadurch möglich sind, erscheinen vielen Menschen unbegreiflich. Das hängt damit zusammen, daß in einer über mehrere Jahrtausende sich entwickelnden »Kultur« und »Zivilisation« unser Weltbild, unsere Wahrnehmung, unser Denken und Fühlen so geformt wurden, daß darin für das spontane Fließen der Lebensenergie kein Platz ist. Wenn es dann dennoch geschieht, können viele Menschen die davon ausgehenden Wirkungen und Heilungen nicht verstehen und spalten sie als »Wunder« aus ihrer bewußten Wahrnehmung ab – oder leugnen schlicht und einfach deren Realität.
Menschen, die dennoch – entgegen dem »Zeitgeist« – auf der Realität solcher Ereignisse beharren oder gar diese Energie beeinflussen können, wurden und werden immer wieder ausgegrenzt: als Spinner, Betrüger, Scharlatane, Hexen oder Wahnsinnige.

1.2 Die Verschüttung und Wiederentdeckung des Lebendigen

Das Wissen oder die Weisheit um die Existenz und Wirkungsweise einer Lebensenergie, die uns und alle Natur durchströmt und bewegt, war in früheren Kulturen über den ganzen Erdball verbreitet vorhanden, und die Menschen haben im Einklang mit den Funktionen dieser Lebensenergie gelebt. Dieses Wissen ist nicht einfach verlorengegangen, es wurde vielmehr mit unglaublicher Brutalität durch einige Jahrtausende hindurch ausgerottet, bis es fast völlig in Vergessenheit geriet und ziemlich jede Spur davon verwischt war. Die über Jahrhunderte sich vollziehenden Hexenverbrennungen in Europa sind nur ein historisches Beispiel für diesen Vernichtungsfeldzug gegen das Wissen um die Lebensenergie. Die Zerstörung von Naturreligionen durch Ausrottung von Naturvölkern oder durch deren Missionierung und Unterwerfung im Zuge des Kolonialismus ist ein anderes.
Auch die westliche Wissenschaft, die sich mit dem aufkommenden Rationalismus vor einigen Jahrhunderten als Emanzipation von kirchlichem Machtanspruch und Dogmatismus verstand, hat mit dem von ihr geprägten »mechanistischen Weltbild« nichts dazu beigetragen, dieses verschüttete Wissen wiederzuentdecken und wiederzubeleben. Im Gegenteil; in ihren Hauptströmungen (besser gesagt: in ihren dogmatischen Erstarrungen) leugnet sie bis heute die Existenz einer Lebensenergie und grenzt Forscher, die dieser Energie wieder auf die Spur gekommen sind, aus der »Gemeinde der Wissenschaftler« aus. Viele der etablierten Wissenschaftler haben sich eingemauert wie in einer Festung von scheinbar unerschütterlichen, absoluten Dogmen, und jeder, der an ihren Grundfesten rüttelt, läuft heute noch Gefahr, von ihnen mit Pech und Schwefel überschüttet zu werden. Robert Anton Wilson spricht in diesem Zusammenhang von der modernen Wissenschaft als einer »Zitadelle« und von einer »neuen Inquisition«.
Und dennoch gab es immer wieder Menschen, die – unbeirrt von Ausgrenzung und Spott, von Bedrohungen und Anfeindungen – konsequent ihren Weg gegangen sind, den Weg der Wiederentdeckung der Lebensenergie und des Lebendigen. Vergleicht man diese Wege miteinander, so haben sie oft an ganz verschiedenen Punkten begonnen, und anfangs schienen die Wegstrecken überhaupt nichts miteinander gemein zu haben. Um so erstaunlicher ist die Tatsache, daß sich viele dieser verschiedenen Wege schließlich immer mehr annäherten, daß sich immer mehr Gemeinsamkeiten zeigten in bezug auf die Funktionen, die der wiederentdeckten Lebensenergie beigemessen wurden, und in bezug auf deren vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Es verhält sich so wie mit einem Berg, den man auf verschiedenen Routen besteigen kann und bei dem man dennoch am gleichen Gipfel anlangt, mit einem Ausblick, den niemand haben kann, solange er oder sie sich nur unten im Tal oder am Fuß des Berges befindet (Abb. 1). Vieles scheint vom Gipfel aus einfacher und klarer, schöner und hoffnungsvoller, erfüllt und bewegt von Liebe anstatt von Haß, Angst und Gewalt. Und dennoch – oder gerade deswegen – tun oder lassen Menschen immer wieder alles mögliche, um den Aufstieg zum Gipfel zu vermeiden und sich statt dessen in großer Geschäftigkeit mit der großen Masse um den Berg herum zu bewegen, oder auch in Trägheit zu verharren; und um diejenigen, die sich auf den Weg zum Gipfel machen und sich davon angezogen fühlen, immer wieder zurückzuzerren. Viele sind deshalb wieder umgekehrt, manche sind abgestürzt, und nur wenige sind trotz aller Hindernisse den Weg weitergegangen.

1.3 Die Angst vor dem spontanen Fließen

Es scheint eine weitverbreitete und tiefsitzende Angst zu geben vor dieser »Gipfelerfahrung«, ganz ähnlich wie es bei vielen Menschen eine tiefe Angst vor dem sexuellen Gipfelerlebnis des Orgasmus gibt, weil sie in ihrer sexuellen Entwicklung auf dem Weg dorthin immer wieder mit Strafen, Schuldgefühlen, mit Gewalt und Angst beladen und zurückgezerrt worden sind. Und tatsächlich besteht ein tiefer Zusammenhang zwischen dem Zurückschrecken vor der Wiederentdeckung der Lebensenergie und der unbewußten Orgasmusangst. Keiner hat diesen Zusammenhang meines Wissens so überzeugend aufgedeckt wie Wilhelm Reich.

CHARAKTERPANZER, KÖRPERPANZER UND ORGASMUSANGST

Die Lebensenergie, die die ganze Natur, den ganzen Kosmos durchströmt und bewegt und seine Teile zu einem einheitlichen Ganzen verbindet, durchströmt und bewegt auch uns in unserem tiefsten Inneren, bewegt das Plasma in den Zellen unseres Organismus. Wenn wir uns diesen Strömungen gegenüber öffnen, anstatt uns zu blockieren, fühlen wir uns innerlich tief bewegt. Unsere Emotionen, sagt Reich, sind die subjektive Wahrnehmung dieser Energiebewegung in uns, und je nachdem, welche Bereiche unseres Organismus mit welcher Intensität davon erregt werden, nehmen wir sie unterschiedlich wahr. Menschen, die unter dem Druck von Erziehung und Moral, unter dem Eindruck von Gewalt, Angst und Lieblosigkeit gelernt haben, sich gegenüber lust- und liebevollen Gefühlen zu blockieren, entwickeln eine chronische emotionale und körperliche Panzerung, was Reich »Charakterpanzer« bzw. »Körperpanzer« nannte. Sie haben gelernt, die direkten Äußerungen ihrer Lebensenergie, ihre innere lebendige Energiequelle, mehr oder weniger in sich niederzuringen, sich selbst in ihrer Lebendigkeit zu beherrschen: »Selbstbeherrschung«.

Abb. 2 und 3a,b zeigen diesen Zusammenhang: Die innere Energiequelle wird durch den Kreis dargestellt, die fließende Energie durch den geschlängelten Pfeil und der äußere Druck durch den oberen Blitz. Die unter äußerem Druck entstandene, aber immer mehr verinnerlichte Herrschaftstruktur bindet ständig einen Teil der Lebensenergie, die aus der inneren Quelle abgespalten und ins Gegenteil verkehrt wird: Statt lebendiger Entfaltung und direktem Kontakt erfüllt diese abgespaltene Energie die Funktion, beides zu blockieren und niederzuhalten. Der äußere Druck, die äußere Gewalt können später sogar wegfallen, aber die durch sie entstandenen erstarrten Strukturen wirken unbewußt in gleicher Weise fort: sie zerstören lebendige Entfaltung, stauen die noch fließende Energie auf und lenken sie um in Destruktion (die destruktive Entladung wird durch den unteren Blitz in Abb. 3b dargestellt).
An die Stelle der anfangs offenen Gewalt ist somit »strukturelle Gewalt« getreten. Ihre lebensfeindlichen Wirkungen sind ähnlich, nur die ihnen zugrundeliegenden Mechanismen sind oft noch schwerer zu durchschauen und zu bekämpfen bzw. zu überwinden und aufzulösen als im Fall von offener und damit offensichtlicher Gewalt.
Ist erst einmal die strukturelle Gewalt in Form des Charakter- und Körperpanzers in einem Menschen chronisch und unbewußt verankert, so schreckt dieser Mensch vor direkten, spontanen, auch lustvollen Äußerungen des Lebendigen und der Lebensenergie zurück und versucht unbewußt, sich vor ihnen zu schützen, sei es, indem er dieser »Gefahrenquelle« ausweicht oder aber deren Lebendigkeit zerstört.
Wer also in sich selbst die Lebendigkeit und Liebesfähigkeit unter schmerzlichen Erfahrungen niedergerungen hat, wer die fließende Lebensenergie in sich gebrochen, in starre Strukturen eingesperrt und seine innere Quelle verschüttet hat, der kann auch Lebendiges, Liebevolles, natürlich Sich-Bewegendes und Fließendes um sich herum nicht ertragen. Denn das bringt sein Energiesystem in Erregung, aber die Erregung ist in der Panzerung eingesperrt und wird dadurch nicht als Liebe und Lust empfunden, sondern als Wut und Haß.
Hierin sieht Reich die tiefste Wurzel dafür, daß Gesellschaften mit chronisch gepanzerten Charakterstrukturen auf alle direkten, spontanen, unverzerrten Äußerungen des Lebendigen und der Lebensenergie immer wieder mit abgrundtiefem Haß reagiert haben. So ist zum Beispiel die Geschichte der großen patriarchalischen und sexualfeindlichen Religionen eine Geschichte der massenweisen Zerstörung des Lebendigen, der Liebesfähigkeit und der Lebensfreude.
Menschen also, die den Kontakt zu ihrer eigenen inneren lebendigen Quelle verloren haben, können sich auch nicht mehr verbunden fühlen mit allem anderen Lebendigen, das von der gleichen Energie durchströmt und bewegt wird. An die Stelle einer tief empfundenen, spirituellen Verbundenheit mit der Natur und eines liebevollen Umgangs mit ihren Geschöpfen ist die Gewalt getreten: Gewalt gegen sich selbst, gegen andere Menschen, andere Völker, gegen Tiere und Pflanzen, Wasser und Luft; Gewalt gegen die Erde, die in früheren Kulturen als lebendiger Organismus, als »Gaia«, als »Mutter Erde« empfunden und zu der ein liebevolles Verhältnis gepflegt wurde.

PATRIARCHAT UND INNERE SPALTUNG DES MENSCHEN

Die globale Eskalation von Gewalt und die globale Umweltzerstörung sind so betrachtet nur zwei Aspekte ein und desselben Prozesses, der noch unendlich viele andere Facetten von Zerstörung hervorgetrieben hat und täglich neu hervortreibt: Die patriarchalisch geprägte, emotional gepanzerte Menschheit hat den Kontakt zur gemeinsamen Wurzel alles Lebendigen, den Kontakt zur kosmischen Lebensenergie verloren. Vielleicht ist es das, was in dem Mythos vom Verlust des Paradieses bildhaft umschrieben ist und was der tiefen und weitverbreiteten Sehnsucht nach Wiedervereinigung mit dem Ganzen, den Religionen und der Suche nach Gott zugrunde liegt. Aber anstatt die verschüttete Lebendigkeit, das Göttliche in uns selbst wiederzuentdecken und die noch ungebrochene Lebendigkeit neuen Lebens vor Mißachtung, Gewalt und Zerstörung zu schützen, damit es in Kontakt mit sich selbst und dem lebendigen Ganzen bleibt, suchen die meisten kirchlich geprägten Menschen ihren Gott im Jenseits. Die emotional gepanzerte Menschheit hat ihre innere lebendige Energiequelle, ihren »biologischen Kern«, wie Reich es nennt, gespalten und dadurch individuell wie gesellschaftlich destruktive Kräfte erzeugt. Ich möchte deshalb von »emotionaler Kernspaltung« reden, die in ihrem Funktionsprinzip und in ihren Auswirkungen auf fatale Weise an die atomare Kernspaltung erinnert: Hier wie dort wird eine ursprüngliche Ganzheit gespalten, zertrümmert, zersplittert, und im Prozeß der Spaltung entstehen destruktive Kräfte. Hier wie dort kommt es zu Kettenreaktionen von Zerstörung, von denen andere bisher noch nicht gespaltene Ganzheiten in die Spaltung getrieben und ihrerseits destruktiv werden.
Abb. 4 stellt diese destruktive Kettenreaktion emotional gespaltener Strukturen dar, wobei hier jeweils nur ein Opfer von Gewalt unterstellt ist. Gäbe jedes Opfer die Gewalt jeweils an zwei andere Menschen weiter, wie in Abb. 5 unterstellt, so käme es bereits zu einer Gewaltexplosion.

DER KAMPF GEGEN DIE INNERE UND DIE ÄUßERE NATUR

Es erscheint auf den ersten Blick vielleicht absurd, diesen Vergleich zwischen atomarer und emotionaler Kernspaltung zu ziehen. Und dennoch gibt es einen tiefen inneren Zusammenhang zwischen beiden: Die Spaltung des emotionalen Kerns des Menschen, die Spaltung seiner inneren Lebensenergiequelle, Druck und Unterdrückung als Antrieb und Bewegungsprinzip, die Herrschaft des Erstarrten über das Lebendige – all dies, was dem gepanzerten Menschen selbst angetan wurde, trägt er unbewußt nach außen in seine sozialen Beziehungen, seine Beziehungen zur Natur, in die Art und Weise, wie er denkt und fühlt, wie er sich und die Welt wahrnimmt, in die Spaltung seiner Arbeits- und Lebensverhältnisse; in die Wissenschaft und Technologie, die er hervorbringt. Selbst unter Druck aufgewachsen, kann er sich nicht mehr vorstellen, daß sich jemand oder etwas ohne Druck bewegt, von innen heraus, einfach nur so. Jede spontane Bewegung macht ihm Angst, muß gebrochen, unter Kontrolle gebracht und ersetzt werden durch einen äußeren Antrieb, durch äußeren Druck, durch Gewalt. 
Der zugespitzteste Ausdruck davon im Bereich der Technologie ist die Atomkernspaltung und ihre »Nutzung« als Waffe bzw. als Antrieb (Kernkraftwerke). Auf der gleichen Ebene liegen aber auch die Verbrennungsmotoren aller Art, zu deren Antrieb der Erde Rohstoffe entrissen und dann verbrannt werden, um Hitze und Druck zu erzeugen, der in mechanische Bewegung umgesetzt wird; oder das Aufstauen von natürlichen Flußläufen, um daraus Energie zu gewinnen. »Unsere Techniker bewegen falsch«, und zwar grundlegend falsch, hat der geniale Naturforscher Viktor Schauberger schon in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts gesagt; weil sie mit ihren technischen Konstruktionen nicht bewegen oder bewegen lassen, wie die Natur es tut und immer getan hat, sondern der Natur Gewalt antun und Druck erzeugen, also permanent gegen die Natur ankämpfen. Das kostet Kraft, Energie, braucht Energieträger, Rohstoffe, die zwangsläufig immer knapper werden müssen und um deren Kontrolle es ökonomische, politische und militärische Konflikte geben wird. Das erzeugt darüber hinaus Schadstoffe und Hitze, die nur zum Teil genutzt werden kann, zum größeren Teil aber verlorengeht und die Umwelt belastet, die Gewässer und die Atmosphäre aufheizt und in die ökologische Katastrophe treibt. Dies alles – schon zu Anfang dieses Jahrhunderts formuliert – hört sich an wie eine Vision, die mittlerweile zur bedrückenden Wirklichkeit geworden ist, zur lebensbedrohlichen Wirklichkeit für den ganzen Planeten. 
Auch hier, im technologischen Bereich, hat das Prinzip von Druck und Gewalt gegen die Natur, also von Naturbeherrschung, als Mittel zur Erhaltung von Lebensgrundlagen völlig versagt. Der sogenannte technische Fortschritt war nur ein trügerischer Schein, hinter dem seine lebenszerstörenden Voraussetzungen und Folgen allzu lange verborgen blieben, bis sie schließlich immer unübersehbarer, immer offensichtlicher und bedrohlicher wurden. Der Fortschrittsglaube war und ist vielfach von der Illusion genährt, der Mensch könne sich über die Natur erheben und sie beherrschen. Aber die Natur zeigt mit ihren Katastrophen immer deutlicher, daß sich der Mensch in seinem Größenwahn irrt, und verweist ihn zurück in seine Schranken. »Technischer Fortschritt« hat seinen Namen zu Recht: Er ist tatsächlich in vieler Hinsicht ein »Schritt fort« von der Natur.
Das grundlegende Funktionsprinzip dieses technischen Fortschritts gleicht auf verblüffende Weise der Art, wie der gepanzerte Mensch mit seiner inneren Natur verfährt: mit Druck und Gewalt. Naturbeherrschung und Selbstbeherrschung sind nur zwei Aspekte eines Prinzips, das gegen die spontane, lebendige, aus sich heraus erfolgende Bewegung und Entfaltung gerichtet ist, diese innere Bewegung zerstört und damit Abhängigkeit von äußerem Druck erzeugt. <<<<<

 

 
4.1.7 Ist die Erde bioenergetisch krank?
Zur Aktualität der Reichschen Wetterforschung nach Hurrikan Katrina

"... Es scheint, als handelt es sich auch hier wieder um eine funktionelle Identität zwischen individuellem Organismus, sozialem Organismus und dem Organismus Erde. Je höher der Grad  der energetischen Erstarrung, um so heftiger die gewaltsamen Explosionen und Eruptionen der aufgestauten Energien. Ist also die in den letzten Jahrzehnten weltweit gewachsene Zahl und Heftigkeit der Unwetter eine bioenergetische Reaktion des Organismus Erde auf die ihm zunehmend widerfahrende energetische Erstarrung und damit Folge der durch Atomkraft und Elektrosmog, aber auch durch wachsende Schadstoffbelastung und Vergiftung verursachte bioenergetische Erkrankung der Erde?"

Bernd Senf: Die Wiederentdeckung des Lebendigen, 1996, S. 132

4.1.7  Ist die Erde bioenergetisch krank? PDF-Datei 280kB
(Aus dem Buch von Bernd Senf "Die Wiederentdeckung des Lebendigen", 1996 - 2000 erschienen im Verlag Zweitausendeins, danach im Omega-Verlag, S. 115 - 140.)

Satellitenbilder von Hurrikan Katrina und weiterer Hurrikane:
http://imkhp8.physik.uni-karlsruhe.de/~lacunosa/Ereignis/20050903_e.html

"Wetter, Wolken, Klima" - hervorragende website von Bernhard Muehr,
u.a. mit aktuellen Satellitenbildern weltweit
http://imkhp2.physik.uni-karlsruhe.de/~muehr/


Siehe hierzu auch das Thema "Kosmische Orgonenergie und Wirbelbewegung" in dem Aufsatz
"Unbegrenzte Energie - Ausweg aus der ökologischen Krise?" (emotion 6) 
sowie
"Energetische Erstarrung der Atmosphäre, Waldsterben und Smog" (emotion 7)
sowie
"Energetische Wetterarbeit nach Reich"
 

 

 
Kapitel 5: Die historische Verschüttung des Lebendigen
Aus dem Buch von Bernd Senf: Die Wiederentdeckung des Lebendigen Omega Verlag: www.omega-verlag.de 

Ganzes Kapitel 5 als pdf Datei

5.1 Lebensenergetisches Wissen und liebevolle »Kulturen« 
Diesen Abschnitt als pdf-Datei


Die in diesem Buch dargestellten lebensenergetischen Methoden der Behandlung und Heilung von Menschen und Umwelt bilden nur eine kleine Auswahl aus einer schon fast unübersehbaren Vielzahl ähnlicher Methoden, Sichtweisen und Wege. Viele dieser Wege gleichen sich auf verblüffende Art und Weise mit uraltem und in unserer Kultur lange Zeit verschüttetem Wissen oder mit Weisheiten aus nicht-patriarchalischen Lebensweisen.

Teilweise wurden diese Weisheiten in langen Traditionen überliefert oder haben im Untergrund patriarchalischer Kulturen überdauert, teilweise wurden sie in einer Art ethnologischer Spurensuche oder auch angeregt durch Inspiration wiederentdeckt und wissenschaftlich bzw. erfahrungsmäßig erforscht. Vieles deutet mittlerweile darauf hin, daß das Wissen um die Funktion der Lebensenergie bis vor einigen tausend Jahren über den ganzen Erdball verbreitet war und daß die menschlichen Gemeinschaften, die im Einklang mit diesen Funktionen lebten, friedliche und liebevolle Gesellschaften waren – liebevoll zwischen den Geschlechtern, zwischen den verschiedenen Generationen und im Verhältnis zur übrigen Natur.

Wie kommt es dann, daß der Rückblick in die Menschheitsgeschichte ein so düsteres Bild vom Menschen zeichnet, wo es immer wieder Gewalt, Kriege, Unterdrückung, Ausbeutung, Herrschaft, Folter, Mord und Totschlag gegeben hat – bis in die jüngste Geschichte, bis in unsere Gegenwart, wo die friedlichen Phasen eher wie ein Intermezzo erscheinen in einem großen Drama, in dem ein Akt der Gewalt dem anderen folgt?

Das liegt ganz einfach daran, daß sich die Geschichtsschreibung und das, was wir »Geschichte« nennen, ziemlich genau auf die letzten 6000 Jahre bezieht, zu deren Beginn die Gewalt in die menschliche Gesellschaft eingebrochen ist und sich von da an immer weiter ausgebreitet hat. Aus der Zeit vorher, der »Vorgeschichte«, gibt es keine schriftlichen Überlieferungen, also offenbar auch keine Schriftsprache. Der Zeitraum, seit dem es so etwas wie Menschen auf dem Planeten gibt, wird im allgemeinen mit zwei Millionen Jahren angesetzt. »Geschichte« ist also nur ein lächerlich kleiner Teil der bisherigen Menschheitsentwicklung: von zwei Millionen Jahren ganze 6000 Jahre!
1994000 Jahre wären demnach Vorgeschichte gewesen. Aber wie haben Menschen in dieser »vorgeschichtlichen Zeit« gelebt? Gab es in dieser Zeit schon Gewalt im Zusammenleben der Menschen?
Legt man die Freudsche Todestriebthese zugrunde, so scheint eine gewaltfreie menschliche Gesellschaft gar nicht denkbar. Zur Sicherung menschlichen Zusammenlebens scheint es oft unvermeidlich, daß der einzelne Mensch in seiner Entwicklung bestimmten gesellschaftlichen Normen unterworfen und angepaßt wird und seine Sexualität – anstatt sie auszuleben – auf höhere gesellschaftliche und kulturelle Ziele hin umgelenkt, »sublimiert«, wird.

5.2 Die ethnologische Wiederentdeckung des Lebendigen: Die Trobriander
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Wilhelm Reich hatte diese These von Freud in den dreißiger Jahren grundlegend in Frage gestellt. Die Wiederentdeckung und Freilegung des lebendigen, liebevollen Kerns im einzelnen Menschen im Zuge der Auflockerung charakterlicher und körperlicher Panzerungen hatte in ihm immer drängender die Frage aufkommen lassen, ob es nicht irgendwo und irgendwann auf der Welt Gesellschaften gibt oder gegeben hat, die eine freie Entfaltung der Sexualität, einschließlich der kindlichen sexuellen Erregung, ermöglichte, anstatt sie in die Verdrängung zu zwingen und in Destruktivität umzulenken. Bei dieser Suche stieß Reich seinerzeit auf die ethnologischen Forschungen von Bronislaw Malinowski über eine auf den Trobriand-Inseln lebende Gesellschaft, in der noch in den zwanziger Jahren Kinder und Jugendliche ihre Sexualität voller Lust und Lebensfreude und ohne Schuldgefühle ausleben konnten. Die Sexualität der Erwachsenen war allerdings sehr deutlichen Einschränkungen einer monogamen Ehe unterworfen. Bei den Trobriandern soll es keine Gewalt, keine Neurosen und Psychosen gegeben haben. Auf der benachbarten AmphlettInsel hingegen, wo die christliche Missionierung bereits deutliche Spuren in Form sexualfeindlicher Moral hinterlassen hatte, waren derlei Erscheinungsformen menschlicher Destruktivität verbreitet.

Reich, der diese Forschungen in seinem Buch »Der Einbruch der Sexualmoral« (1932) verarbeitete und sexualökonomisch interpretierte, sah darin eine deutliche Untermauerung seiner Hypothese, daß Gewalt nicht unabänderlich in der menschlichen Triebnatur verankert ist, sondern daß sie erst durch Unterdrückung und Verdrängung der Sexualität entsteht bzw. entstanden ist. Die Trobriander-Gesellschaft interpretierte er entsprechend als eine Gesellschaft im Übergang, in der noch deutliche Elemente einer Sexualbejahung (in bezug auf die kindliche und jugendliche Sexualität), aber auch schon Ansätze einer Sexualeinschränkung (bei den Erwachsenen und wegen bestimmter materieller Interessen auch bei den Kindern des Häuptlings) vorhanden waren. Seine Vermutung war die, daß die Trobriander-Gesellschaft in früheren Phasen keine Einschränkung der Sexualität kannte und daß es vielleicht ganz allgemein sexualbejahende Gesellschaften auf der Erde gegeben habe, in die aus bestimmten Gründen die sexuelle Zwangsmoral eingebrochen sei und sich von da an immer weiter durchgesetzt habe. Während in der Trobriander-Gesellschaft die Durchsetzung sexueller Zwangsmoral noch relativ am Anfang stehe und nur Teilbereiche der Gesellschaft erfaßt habe, sei dieser Prozeß in unserer Gesellschaft schon viel weiter fortgeschritten, viel umfassender und viel tiefer verankert. (Bis heute hat sich die Trobriander-Gesellschaft übrigens ein ungewöhnliches Maß an freier Entfaltung der Kinder und sexueller Freizügigkeit der Jugendlichen bewahrt.)114

114 Siehe die Titelgeschichte »Südsee --das Insel-Glück der Trobriander« der Zeitschrift »GEO« Nr. 11;93, sowie den ZDF-Dokumentarfilm »Lockende Südsee - Die Trobriander« vom 2. 1. 1996.

Weitere Abschnitte  aus Kapitel 5 als PDF Dateien:
Patriarchat, Sexualunterdrückung und Gewalt (pdf) 
James DeMeo: Die Saharasia-These (pdf) 
Kapitalismus und Kolonialismus – Gewaltwellen aus Europa (pdf) 
Historische Wurzeln der Bevölkerungsexplosion (pdf) 
Rationalismus und mechanistisches Weltbild (pdf) 
Herrschende Wissenschaft, Technologie und Verwertungsinteresse (pdf) 
Moderne Physik – Grundlage eines ökologischen Weltbilds? (pdf)

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Version: 16.08.23 17:18:47