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Selbstregulierung und Abhängigkeit
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Bernd Senf in
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Selbstregulierung
scheint ein Prinzip zu sein, das allen Naturprozessen innewohnt und das die Grundlage ihrer Entfaltung bildet. Der Mensch innerhalb
der repressiven Gesellschaft allerdings hat dieses Prinzip in sich selbst
weitgehend verschüttet und Strukturen der Selbstbeherrschung, der Naturbeherrschung
und der Menschenbeherrschung hervorgebracht, die einen immer höheren Grad
an Zerstörung der inneren und äußeren Natur bewirkt
haben und die sich in ökonomischen, ökologischen, sozialen und individuellen Krisen immer mehr zuspitzen. Die Dynamik der Zuspitzung
liegt darin begründet, daß zur Lösung der aus zerstörter
Selbstregulierung entstandenen Probleme immer wieder Mittel
eingesetzt werden, die die schon eingeleitete Zerstörung der Selbstregulierung noch weiter
vertiefen. Die
innere Logik dieser Zerstörungsprozesse schonungslos aufzudecken, scheint
mir eine wesentliche Grundlage dafür zu sein, um in den verschiedensten
Bereichen und auf den verschiedensten Ebenen Ansätze für eine Umkehr
dieser Tendenzen zu entwickeln: Durch Wiederentdeckung, Wiedergewinnung
und Wiederherstellung natürlicher Selbstregulierung in all den
Bereichen, in denen sie unter dem Einfluß repressiver Strukturen verschüttet
wurde, und durch den Schutz selbstregulatorischer natürlicher Prozesse
überall dort, wo sie bislang von der Zerstörung noch nicht erfaßt wurden. II.
Zerstörte Selbstregulierung der Geburt Ich
möchte beginnen mit einigen Überlegungen zur zerstörten
Selbstregulierung der Geburt. Wie kommt es, daß in unserer Gesellschaft
die Geburt eines Kindes in vielen Fällen
nur noch mit künstlichen Eingriffen erfolgt, daß
die Geburt in den wenigsten Fällen auf natürliche Art verläuft? Wieso ist
im gesamten Tierreich - abgesehen
vielleicht von den Haustieren – die
Geburt ein ganz natürlicher
Vorgang, der sich von selbst und ohne Eingriffe
irgendwelcher Experten reguliert, während der Mensch diese Fähigkeit zur
Selbstregulierung weitgehend verloren hat? 1)
Die Abhängigkeit der Schwangeren von
Ärzten und Klinik Da
wird viel geredet vom Fortschritt der Medizin, der es ermöglicht habe, die
Risiken einer Geburt für Mutter und Kind durch künstliche Eingriffe zu
vermindern. Aber warum sind die Risiken bei der Geburt überhaupt erst
so hoch, daß künstliche Eingriffe nicht nur gerechtfertigt, sondern in vielen
Fällen sogar notwendig erscheinen? Mittlerweile wird mehr und mehr
erkannt, daß die künstlichen Eingriffe selbst und auch die künstliche Umgebung,
in der ein Kind bei uns in den meisten Fällen zur Welt kommt, bereits
die Grundlage für spätere schwere emotionale Störungen legen. Dennoch schrecken viele Eltern vor einer Hausgeburt zurück, weil sie für
den Ernstfall auf sofortige ärztliche
Hilfe nicht verzichten wollen. Was ist passiert
in unserer Zivilisation mit einem natürlichen Vorgang, von dem alle
Menschen durch ihre eigene Geburt unmittelbar betroffen sind und durch
dessen Verlauf bzw. Störung sie in ihrer psychischen, körperlichen und
geistigen Entwicklung so tiefgehend geprägt werden? Es
handelt sich hier um ein Beispiel für den Zusammenhang zwischen zerstörter
Selbstregulierung und Abhängigkeit. Ist erst einmal die natürliche
Selbstregulierung bei der Geburt zerstört, sind die Frauen nicht mehr in
der Lage, ein Kind ohne große Komplikationen zu Welt zu bringen, ohne
unerträgliche Schmerzen und unter Umständen sogar ohne Gefahr für ihr
Leben und für das Leben ihres Kindes. Der Verlust der Fähigkeit zur natürlichen
Selbstregulierung macht sie abhängig von fremder Hilfe, von künstlichen
Eingriffen, von medizinischen Experten. Sie haben die Verfügung
über ihren eigenen Körper verloren und liefern ihn aus an eine Institution
(Klinik), in der sie weitgehend fremdbestimmt sich den Maßnahmen,
Eingriffen und Anweisungen der Experten zu unterwerfen haben. Obwohl
sie vielleicht wissen oder ahnen, wie schädlich diese Eingriffe für sie
selbst und für das Kind sein können, begeben sie sich doch freiwillig in
diese Abhängigkeit weil die
andere Alternative - nämlich
sich dem Geburtsvorgang in einer Hausgeburt zu überlassen - ihnen
noch bedrohlicher erscheint und
tatsächlich auch bedrohlicher sein kann. 2)
Sexualunterdrückung, Beckenpanzerung und
zerstörte
Fähigkeit zur natürlichen Geburt Warum
ist diese Fähigkeit zur selbstregulierten Geburt bei vielen Frauen derart
gestört, daß sie nur noch -
wenn überhaupt - mit fremder
Hilfe und mit künstlichen Eingriffen
Kinder zur Welt bringen können? Wilhelm
Reich gibt mit seinen Erfahrungen aus jahrzehntelanger therapeutischer
Arbeit einige Anhaltspunkte zur Beantwortung dieser Frage. Ganz allgemein
hatte sich bei der Behandlung neurotisch und psychosomatisch erkrankter
Patienten herausgestellt, dass ihre Störungen zusammenhingen mit einer
chronischen Panzerung des Organismus, d.h. mit einer chronischen
Kontraktion von Teilen der Muskulatur bzw. von Zellen in anderen Geweben.
Die Panzerungen ihrerseits gingen zurück auf frühere Konflikte zwischen
den eigenen Triebimpulsen und einer dagegengerichteten Umwelt,
wobei die Konflikte nicht ausgetragen, sondern verdrängt und dadurch
unbewußt geworden waren. An der Wurzel dieser Kette von Konfliktverdrängungen,
die sich in zunehmender körperlicher und charakterlicher
Erstarrung niederschlagen, lag immer ein Konflikt zwischen natürlichen
lebendigen Triebimpulsen und einer triebfeindlichen, repressiven Umwelt. Durch
die chronische Panzerung wird der Organismus in seiner natürlichen
Selbstregulierung oder -
was dasselbe ist - in seinem ganzheitlichen Funktionieren
gestört, und zwar in unterschiedlicher Weise und mit der Folge
unterschiedlicher Krankheitssymptome, je nachdem, in welchen Bereichen
und in welchem Ausmaß der Organismus gepanzert ist. Während die
natürliche Triebenergie in
den gepanzerten
Bereichen des Organismus mehr oder
weniger erstarrt und in ihrer natürlichen Pulsation gestört ist, wird
sie in ihrem freien Strömen blockiert und staut sich zwischen den Panzerungen
auf. Dadurch ergeben sich - je
nach Struktur der Panzerungen, und das heißt auch: je nach
individueller Leidensgeschichte von Konfliktverdrängungen
- unterschiedliche Bereiche von
Überschuss bzw. von Mangel an
lebendiger Energie. Die
Folge dieses gestörten Flusses und der gestörten Pulsation von Lebensenergie
sind entsprechende Störungen in den natürlichen Funktionen des
Organismus bzw. seiner Teile: Unterfunktionen in den von der Panzerung
betroffenen Organen, Überfunktionen in den von der Energiestauung
betroffenen Organen. Je tiefer diese Funktionsstörungen verankert sind,
umso mehr entwickelt sich daraus die Tendenz zu entsprechenden stofflichen
Veränderungen der Organe und Gewebe (bis hin zur Bildung von
Tumoren). Die
gestörte, Fähigkeit vieler Frauen zur natürlichen Geburt deutet darauf
hin, dass die für den Geburtsvorgang wesentlichen Bereiche des Organismus
- also Bauch und Becken - chronisch
gepanzert sind. Die Hintergründe
für eine Panzerung im Beckenbereich gehen zurück bis auf die frühe
Kindheit und hängen nach Reich zusammen mit einer Unterdrückung der
lustvollen Körperempfindungen im Bereich der Genitalien. 3)
Autoritäre Kleinfamilie und Unterdrückung der genitalen Sexualität Daß
schon kleine Kinder solche natürlichen Erregungen spüren und die damit
verbundene Lust immer wieder genießen wollen, war im Bewußtsein der
herrschenden Kultur und Moral so weit verschüttet und verdrängt, daß es
erst der Entdeckung durch Sigmund Freud bedurfte, um diese natürliche Regung
des Kindes wieder ins Bewußtsein zu heben. Die Forschungen von Reich
haben darüberhinaus deutlich gemacht, daß der Zusammenprall zwischen
kindlicher Sexualität und sexualfeindlicher Umwelt nicht naturnotwendig
ist, sondern Ausdruck der Lustfeindlichkeit der patriarchalischen Kultur.
Es hat andere Kulturen gegeben, in denen dieser Zusammenprall unbekannt
war und in denen sich entsprechend die kindliche Sexualität frei entfalten
konnte.2 Reich
hat auch herausgearbeitet, wie sich diese Unterdrückung vielfach unbewußt
im Rahmen der autoritären Kleinfamilie vollzieht3:
Indem
die sexuellen Kontakte zu anderen Kindern und auch zu den Geschwistern tabuisiert
und mit schwersten Schuldgefühlen belegt werden, wird das Kind in
seinen emotionalen und sexuellen Bedürfnissen zurückgeworfen auf die Eltern
und mehr oder weniger stark auf sie fixiert. Die offene oder versteckte
Zurückweisung und Bestrafung der kindlich-sexuellen Bedürfnisse vor
allem durch den jeweils andersgeschlechtlichen Elternteil -
bedingt
durch
Gesetz, Moral und eigene Schuldgefühle und Verklemmungen der Eltern -
stürzen
das Kind in schwere emotionale Konflikte, Konflikte zwischen
den Erregungen, die ihm natürlicherweise Freude machen und nach
denen es (ab ungefähr 3 Jahren) immer wieder einen intensiven Drang
verspürt, und den Zurückweisungen, Verboten und Bestrafungen durch die
Eltern oder andere Erziehungspersonen. Die
Verdrängungen dieser Konflikte schlagen sich körperlich nieder in einer
Blockierung gegenüber dem Strömen der Lebensenergie in den Beckenbereich
und in die Genitalien. Die Unterdrückung der kindlichen Sexualität legt
damit die Grundlage für eine chronische Panzerung des Beckens,
d.h. für eine chronische Kontraktion der Beckenmuskulatur und für
eine chronische plasmatische Kontraktion und Erstarrung des Gewebes und
der Organe im Bereich des Beckens. Das Becken wird auf diese Weise bioenergetisch
mehr oder weniger abgetötet, d.h. auch gegenüber sexueller Erregung
mehr oder weniger empfindungslos. Damit
ist zwar der Konflikt zwischen sexueller Erregung und sexualfeindlicher
Umgebung nicht mehr akut, weil die sexuelle Erregung gar nicht
mehr zugelassen wird, aber durch die Blockierung wird der Organismus
in seiner natürlichen Fähigkeit zur Selbstregulierung im Beckenbereich
zerstört. Die Folge davon sind später beim Erwachsenen nicht nur massive
Sexualstörungen, verbunden mit den entsprechenden neurotischen Beziehungsproblemen,
sondern auch eine Beeinträchtigung der körperlichen
Gesundheit. Die
Unterdrückung der genitalen Sexualität und die damit verbundene chronische
Blockierung des Beckens ist bei Frauen vielfach noch tiefer verankert
als bei Männern. Zur Unterdrückung der kindlichen Sexualität kommt
die sexuelle Unterdrückung in der Pubertät hinzu, die bei Mädchen
oft noch viel drastischer verläuft als bei Jungen. In der patriarchalischen
Gesellschaft, in der die natürliche Sexualität unterdrückt wird und die
aufgestauten Energien sich vielfach nur noch in brutalisierter Form einen
Durchbruch verschaffen können, kommt es immer wieder zu sexuellen
Vergewaltigungen, insbesondere für Mädchen und Frauen, und zu unerwünschten Schwangerschaften. Nicht zuletzt unter Hinweis auf solche
Gefahren wird den Mädchen in der Pubertät von den Eltern vielfach jeder sexuelle
Kontakt verboten oder jedenfalls mit schweren Ängsten belastet, so daß
zusätzlich zu den Verdrängungen der Kindheit weitere Verdrängungen
und Panzerungen aufgebaut werden. Auf
der Grundlage gestörter sexueller und emotionaler Strukturen werden
auch die sich ergebenden Partnerbeziehungen sexuell mehr oder weniger
unbefriedigend bleiben, verbunden mit entsprechenden Enttäuschungen
und neurotischen Verstrickungen, die zum Aufbau weiterer Verdrängungen
führen können. Die noch vorhandenen Reste von sexueller Erlebnisfähigkeit
werden auf diese Weise immer mehr verschüttet, und die Körper
werden durch die zunehmenden Verdrängungen immer starrer. 4)
Beckenpanzerung und Lustangst In
der Panzerung des Beckens ist die Unterdrückung der genitalen Sexualität
am tiefsten verankert. Wie tief, hat Reich in seiner Arbeit mit Patienten
immer wieder auf dramatische Weise erfahren können. Selbst wenn es ihm gelungen
war, in einem oft langwierigen und für den Patienten durch »Himmel
und Hölle« führenden therapeutischen Prozeß mit der Methode der
Vegetotherapie die körperlichen und charakterlichen Erstarrungen. in anderen
Bereichen des Organismus aufzulockern, gab es immer wieder besonders
dramatische Zuspitzungen bei dem Versuch, die Beckenpanzerung aufzulösen
und das Becken und die Genitalien wieder durchlässig werden zu
lassen für das freie Strömen der emotionalen Erregungswellen. Während
die Erregungswellen mit Auflockerung der übrigen Panzerungen immer
deutlicher spürbar von oben nach unten in Richtung des Beckens strömten,
prallten sie immer wieder an der Beckenpanzerung ab, wurden zurückgeworfen
und vom Patienten als panische Angst empfunden. Das Becken zog sich dabei
reflexartig mit jeder ankommenden Erregungswelle zurück. Bei
dem therapeutischen Versuch der Auflösung der Beckenpanzerung zeigte
sich für Reich in besonderer Deutlichkeit immer wieder ein Phänomen,
das für das Verständnis der Irrationalität der gepanzerten Charakterstruktur
von großer Bedeutung ist: Obwohl die Patienten nichts sehnlicher wünschen
als die Befreiung von ihren Leiden, als die Befreiung aus ihren charakterlichen
und körperlichen Erstarrungen und die Wiedergewinnung von
Erlebnis- und Lustfähigkeit, entwickeln sie auf der anderen Seite, je näher
sie ihrem Ziel kommen, umso größere Ängste. Reich spricht in diesem Zusammenhang
von »Lustangst«. In
dem Ausmaß, wie das Becken durchlässig wird für das Strömen der Energie
und damit auch für intensive sexuelle Erregung, werden die Patienten
geplagt von Sexualängsten, von überwältigenden Schuldgefühlen, von Vorstellungen
von Teufel und Hölle. Die Gefahr, diese seelischen Höllenqualen
nicht aushalten zu können, ist umso größer, je schneller die Beckenpanzerung
aufgelöst wird. Eine zu schnelle Überflutung des Beckens und der
Genitalien mit sexueller Energie löst in einem Organismus, der sich
jahrzehntelang unter dem Druck sexualfeindlicher Einflüsse gegen
das Strömen
dieser Energie abgepanzert hat, nur Panik und Schrecken aus. Reich
betont deshalb immer wieder, daß in dieser Phase das Risiko besonders
hoch ist, daß der Patient die Therapie abbricht und sich lieber in seine
Krankheit oder gar in den Selbstmord
flüchtet. Seine Fallbeschreibungen im
Zusammenhang mit den Ansätzen einer Krebstherapie liefern hierfür
einige erschütternde Beispiele4.
Dennoch ist es ihm hin und
wieder gelungen, die Patienten
durch besonders behutsames Vorgehen auch durch diese
kritische Phase hindurchzugeleiten und ihre chronische Beckenpanzerung
aufzulösen. 5)
Auflösung der chronischen Panzerung und Wiedergewinnung
zerstörter Selbstregulierung In
diesen Fällen hat sich regelmäßig mit jeder im Becken ankommenden Erregungswelle
ein Reflex eingestellt, der sich deutlich von dem vorher zu beobachtenden
reflexartigen und ruckartigen Zurückziehen des Beckens
unterschied: Das
Becken bewegt sich nunmehr fließend nach vorne, während sich der obere Teil des Rumpfes ebenfalls nach vorne beugt5.
Weil mit Auftreten dieses
Reflexes die volle sexuelle Erlebnisfähigkeit, die von Reich so
genannte »orgastische Potenz«, wiedergewonnen
wird, nannte er diesen Reflex »Orgasmusreflex«.
In diesem
Reflex kommt eine den ganzen Organismus
erfassende fließende, in sich ganzheitlich zusammenhängende Bewegung
zum Ausdruck. Wenn alle chronischen Panzerungen einschließlich
der Beckenpanzerung aufgelöst sind, hat der Organismus seine bis dahin
in bioenergetischer Hinsicht zerstörte Ganzheitlichkeit wiedergewonnen
und funktioniert als ganzheitliches bioenergetisches oder »orgonotisches«
System. Mit
Abbau der chronischen Panzerungen wird die Lebensenergie weder in
Erstarrung gebunden noch zwischen den Panzerungen aufgestaut, sondern
kann frei im Organismus strömen und pulsieren. Den neurotischen,
psychotischen oder psychosomatischen Krankheitssymptomen, die sich vor
dem Hintergrund der Panzerung und Aufstauung gebildet haben, wird auf
diese Weise die bioenergetische Grundlage entzogen. Deswegen gewinnt
im Reichschen Konzept die »orgastische Potenz« eine so entscheidende
Bedeutung für die Gesundheit des Organismus. 6)
Ganzheitliche Zusammenhänge und
Selbstregulierung Reich
hat die emotionalen Erregungswellen, die einen ungepanzerten Organismus
durchströmen und in die ganzheitliche Bewegung des Orgasmusreflexes einmünden,
verglichen mit den auch von außen deutlich sichtbaren Erregungs- und
Bewegungswellen eines Wurmes. So sehr sich Mensch und
Wurm in vieler Hinsicht voneinander unterscheiden, so sehr betrachtet
Reich die bioenergetischen Erregungswellen entlang der Körper-Längsachse
in beiden Organismen als funktionell identisch. Auch in der segmentartigen
Blockierung gegenüber diesen Erregungswellen (»Segmentpanzerung«), wie
er sie bei Menschen beobachtet hat, kommt für ihn das gleiche
bioenergetische Funktionsprinzip zum Ausdruck wie in der zur Körperform
gewordenen segmentalen Gliederung des Wurmes. Beim
Wurm wird auch äußerlich ganz deutlich, was passiert, wenn der
ganzheitlich fließende Bewegungsablauf unterbrochen und zerstört wird: Klemmt
man den Wurm z. B. mit einer Pinzette in der Mitte seines Körpers
ein, so werden die Erregungs- bzw. Bewegungswellen an der eingeklemmten
Stelle gebrochen und zurückgeworfen, und die fließende ganzheitliche
Bewegung zerfällt in zwei voneinander unabhängige Teile, wobei sich
jeder Teil für sich in ruckartigen unkoordinierten Bewegungen windet.
Etwas »funktionell Identisches« in bezug auf die bioenergetischen Funktionen
passiert mit dem menschlichen Organismus, wenn er sich gegen
seine spontanen bioenergetischen Erregungswellen abpanzert: Das in seiner
Ganzheitlichkeit sich selbst regulierende bioenergetische System des Organismus
zerfällt unter dem Einfluß der Panzerung bioenergetisch in einzelne
gegeneinander mehr oder weniger abgespaltene und voneinander unabhängig
funktionierende Teile. Der übergeordnete ganzheitliche Steuerungsmechanismus,
dessen Funktionieren untrennbar zusammenhängt mit dem spontanen,
ungehinderten Strömen und Pulsieren der Lebensenergie im
Organismus, wird auf diese Weise tendenziell zerstört. Der Organismus verliert damit seine natürliche Fähigkeit zur Selbstregulierung. Die
Folge sind entsprechende
bioenergetische Funktionsstörungen, die sich beim Menschen
in neurotischen, psychotischen und psychosomatischen Krankheiten (»Biopathien«)
niederschlagen. Reich
hat mit seinen Forschungen am Beispiel des menschlichen Organismus
ein Funktionsprinzip aufgedeckt, das - wie
mir scheint - alle Bereiche der Natur und
Gesellschaft durchdringt: Die
Zerstörung ganzheitlicher
Zusammenhänge zerstört die Fähigkeit
von Systemen zur natürlichen Selbstregulierung
und erzeugt damit Abhängigkeiten
von äußeren Eingriffen. Es
wird noch zu zeigen sein, wie diese Eingriffe häufig die Tendenz haben, die
Zerstörung der Selbstregulierung noch weiter zu vertiefen und damit wiederum
die Abhängigkeit zu verstärken. Kommen
wir zurück auf die in unserer Kultur weit verbreitete Zerstörung
der Selbstregulierung bei der Geburt als einer Form bioenergetischer Funktionsstörung.
Die Abhängigkeiten von den medizinischen Experten und
von der Institution der Klinik, die dadurch für die Mutter entstehen, sind
weiter oben schon kurz erwähnt worden. Im folgenden soll es darum gehen,
welche Schäden aus einem bioenergetisch mehr oder weniger blockierten
und erstarrten Bauch und Becken der Mutter bzw. aus einer komplikationsreichen und künstlich unterstützten Geburt für das Kind entstehen
können. Reich hat mit seinen Forschungen einige wichtige Anhaltspunkte
dafür gewonnen, daß der kindliche Organismus unter derartigen
Einflüssen bereits in einer sehr frühen Phase in seiner
Selbstregulierung zerstört wird und daß diese Zerstörung, je früher
sie erfolgt, umso tiefer in der emotionalen Struktur des heranwachsenden
Menschen verankert wird. III.
Zerstörte Selbstregulierung durch pränatale Einflüsse Als
lebenswichtig für die gesunde Entwicklung eines Organismus hat Reich die
bioenergetische Erregungsfähigkeit und die Fähigkeit zur
bioenergetischen Entspannung aufgedeckt. Die bioenergetische Erregung ergibt
sich aus dem bioenergetischen (»orgonotischen«) Kontakt zu anderen lebenden
Organismen bzw. orgonotischen Systemen, d. h. aus der Überlagerung
und wechselseitigen Durchdringung der jeweiligen Felder von Lebensenergie.
Für das im Mutterleib heranwachsende Kind ist die erste soziale
Umgebung und somit die erste bioenergetische Erregungsquelle die Gebärmutter. Ist
nun der Bauch der Mutter aufgrund der oben angedeuteten Zusammenhänge
stark gepanzert und dadurch bioenergetisch geschwächt, so erfährt
das heranwachsende Kind in der bioenergetischen Überlagerung seines
Feldes mit dem der Gebärmutter eine herabgesetzte Erregung, das heißt
emotional eine verminderte Lust und Freude. Die mit bioenergetischer
Erregung einhergehende Expansion des Zellplasmas unterbleibt, und der
Organismus des Kindes zieht sich im wahren Sinne des Wortes aus einer
solchen für das Lebendige frustrierenden Umgebung zurück - durch
bioenergetische und plasmatische Kontraktion. Je früher die Tendenz zur Kontraktion gelegt wird, umso schwerer kann der heranwachsende Mensch später »aus sich herauskommen«. Der emotionale Rückzug und die emotionale Verschlossenheit können bereits hier in ihrem Kern angelegt werden. Die Angst vor emotionaler Wiederbelebung z. B. in der Therapie und das Sträuben gegen eine entsprechende Gesundung sitzen später umso tiefer. Reich hat im Zusammenhang mit der Behandlung von Krebspatienten verschiedene Anhaltspunkte dafür gewonnen, daß ihre tiefsitzenden, emotionalen Panzerungen, die schließlich den Hintergrund für den Zusammenbruch der bioenergetischen Funktionsfähigkeit des Organismus und für die Entstehung von Tumoren bildeten, bis in die pränatale Phase zurückreichten. Die folgenden Schwerpunkte sind zusätzlich in der PDF-Datei (33 Seiten 263k) zu finden:
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A.
Atomkraft
oder Saurer Regen -
die
Alternative der Herrschenden Durch
die Massenmedien, durch die Vertreter der etablierten Parteien und der
herrschenden Wissenschaften werden wir immer mehr daran gewöhnt, daß
es in bezug auf die Energieversorgung keinen prinzipiellen Ausweg aus der
Umweltzerstörung geben kann. »Atomkraft oder saurer Regen?« - so
lautet zugespitzt formuliert der Rahmen, innerhalb dessen sich die
herrschende energiepolitische
Diskussion der letzten Jahre immer mehr zu verrennen
scheint. Drohende Umweltzerstörung durch Radioaktivität oder akute
Umweltzerstörung durch Schadstoffabgabe bei der Verbrennung fossiler
Energieträger (Kohle, Erdöl). Ansätze
zur Nutzung alternativer Energieformen (Sonnenenergie, Biogas usw.) sind
zwar vorhanden und in Ausbreitung begriffen, können aber langfristig
allein wohl kaum den Energiebedarf decken. Auch wirksame Maßnahmen
zur Energieeinsparung - so wichtig sie sind - bieten
keinen prinzipiellen Weg, um von der Umweltbelastung der
herrschenden Energietechnologie herunterzukommen. Sie können allenfalls
dazu beitragen, das Anwachsen der Umweltzerstörung zu vermindern. Und
selbst wenn über eine gesetzliche
Verpflichtung zum Einbau von Filtern bei Heizungen und
Verbrennungsmotoren bzw. Kraftwerken die Schadstoffabgabe vermindert würde,
wäre damit das Problem der Verknappung der Rohstoffe, die
der herrschenden Energietechnologie zugrunde liegen, nicht gelöst. Ein
prinzipieller Ausweg aus der durch Energieversorgung bedingten Umweltkrise
scheint bis heute nicht einmal als Möglichkeit in Sicht. Die ökologische
Krise scheint wie ein unabwendbares Schicksal über die Menschheit
hereingebrochen zu sein, und die Hilflosigkeit, ihr wirksam zu begegnen,
wächst - entgegen
allen offiziellen Beteuerungen von Politikern - immer mehr an. Umso
dringlicher scheint es mir, in einer solchen Situation
alle auch noch so ungewöhnlichen und aus dem herrschenden Wissenschaftsbild
herausfallenden Ansätze aufzugreifen, aufzuarbeiten, zu erproben
und weiterzuentwickeln, die auf die Möglichkeit einer grundlegenden Alternative
zur herrschenden Energietechnologie hindeuten. Es
gibt eine Reihe von Forschungsansätzen, die -
entgegen den scheinbar unumstößlichen Gesetzen der herrschenden Physik
und Technologie - von der Existenz einer unbegrenzten, den ganzen
Raum durchdringenden Energie,
ausgehen. Es gibt darüberhinaus eine Reihe technischer Verfahren,
die darauf gerichtet sind, dieses unerschöpfliche Energiepotential
technologisch nutzbar zu machen. Entsprechende von Außenseitern entwickelte
Verfahren sind allerdings bislang immer wieder von der
herrschenden Wissenschaft, der staatlichen Forschungsförderung bzw. der
Patentanerkennung ausgegrenzt worden, weil sie sich nicht mit den Grundlagen
der herrschenden Physik und Technologie vereinbaren lassen.1
Aber
diese
Grundlagen geraten von verschiedenen Seiten her immer mehr ins Wanken.
Immer mehr deutet darauf hin, daß es sich bei diesen Grundlagen um Dogmen
handelt, die zwar einen Teil des Naturgeschehens angemessen beschreiben
bzw. für technologische Zwecke nutzbar machen können,
aber gegenüber anderen Naturvorgängen
blind sind bzw. deren Funktionsgesetze verletzen. Die herrschende
Technologie scheint in ihrer Grundtendenz
auf Naturbeherrschung
angelegt,
mit der notwendigen Konsequenz einer
zunehmenden Naturzerstörung. So
wie früher die Dogmen der Kirche andere Sichtweisen der Welt verketzert,
ausgegrenzt und vernichtet haben, so scheint heute der herrschende
Wissenschaftsbetrieb zu verfahren mit Ansätzen, die seine Grundlagen erschüttern
könnten. Das Schicksal Reichs, dessen Forschungen nach einer Kette
von Hetzkampagnen 1956 in den USA verboten wurden und der dafür
in das Gefängnis kam und dort starb, ist dafür ein drastisches Beispiel,
aber keinesfalls das einzige. Im
folgenden soll es zunächst darum gehen, den Teil der Reichschen Forschungen
und Hypothesen vorzustellen, dessen Aufarbeitung und Weiterentwicklung
möglicherweise einen Ausstieg aus der herrschenden Energietechnologie
ermöglichen könnte. Gemeint sind Reichs Forschungen über die
Funktionsgesetze der von ihm so genannten »kosmischen
Orgonenergie«,
einer
Energie, die den ganzen (Mikro- und Makro-) Kosmos durchdringt
und nach Reichs Interpretation als treibende Kraft
an der Wurzel
aller Naturprozesse wirkt. Dieser Forschungsansatz berührt sich in erstaunlich
vielen Punkten mit anderen Ansätzen und technologischen Verfahren,
die auf einem »Anzapfen« dieses unerschöpflichen Energiepotentials zu
beruhen scheinen und die ohne die Annahme einer solchen (in der Physik
unbekannten) Energie keine hinreichende logische Erklärung finden
können. (Dies ist auch immer wieder der Vorwand gewesen, um ihnen
die offizielle Anerkennung zu versagen -
nach dem Prinzip, »daß nicht
sein kann, was nicht sein darf«.) Ich
will deswegen in einem zweiten Teil einige dieser Ansätze und technischen
Verfahren kurz vorstellen und in Beziehung setzen zu Reichs Erforschung
und Theorie der kosmischen Orgonenergie, von der ich den Eindruck
habe, daß mit ihr viele bisher unerklärte, aber erfahrungsmäßig gesicherte
Phänomene ihre tiefere und zusammenhängende Erklärung finden
können. Reich selbst soll ja auch einen von Orgonenergie angetriebenen Motor entwickelt haben, der aber - ebenso wie die Konstruktionspläne
- verlorengegangen ist.2 Darüberhinaus
hat er auch über den Zusammenhang
zwischen Orgonenergie und Gravitation (Schwerkraft) geforscht und
soll die theoretische und technische Möglichkeit der Aufhebung der Schwerkraft
entwickelt haben. Diese Unterlagen - sollten
darüber welche existieren _ sind
bislang nicht zugänglich. Möglicherweise befinden sie sich
in dem Archiv, das entsprechend dem testamentarischen Wunsch von Reich bis
50 Jahre nach seinem Tod unter Verschluß gehalten werden soll. Aber
auch ohne die Kenntnis der Einzelheiten von Orgonmotor und Gravitationstheorie
scheint es mir möglich, die Spuren aufzugreifen und zu
verfolgen, die ihn zu diesen Entdeckungen führten, diese Spuren zu
verbinden mit anderen Spuren, die sich aus anderen Richtungen und auf
anderen Ebenen diesen Phänomenen genähert haben, und auf diese Weise
vielleicht
vorzudringen zu deren tieferem Verständnis. Für
die Ökologiebewegung scheint mir die Auseinandersetzung mit diesen
Fragen von großer Bedeutung. Sie eröffnet möglicherweise einen grundsätzlichen
Ausweg aus den begrenzten Alternativen, vor die wir in der
herrschenden Energiediskussion immer wieder gestellt und in denen wir
gefangen gehalten werden -
einen Ausweg aus der energiebedingten ökologischen
Krise. (Daß es darüberhinaus noch andere Umweltbelastungen
gibt - z. B. chemische, soll nicht vergessen werden.) Allein schon die Möglichkeit
eines solchen Ausweges dürfte die Überzeugungskraft der Ökologiebewegung
erheblich stärken, auch wenn sich die herrschenden Interessen
- allen voran die der großen
Energiekonzerne - der
Perspektive einer solchen Veränderung
massiv entgegenstellen werden. Aber die Kräfte und
sozialen Bewegungen im Kampf für das Leben und für die Natur sind stärker
geworden als zu Reichs Zeiten, und vor diesem Hintergrund wird es
für die herrschenden Interessen schwieriger werden, entsprechende Ansätze
zu unterdrücken. B.
Kosmische Orgonenergie - unerschöpfliches Energiepotential Der
Forschungsprozeß, auf dem Reich zur Entdeckung der »kosmischen Lebensenergie«
(Orgon) kam, ist an anderer Stelle ausführlich dargestellt worden3:
Ich will hier nur nochmal einige Punkte
zusammentragen, die für den
folgenden Zusammenhang von Bedeutung sind. (Wer auf eine Wiederholung
verzichten will, kann den folgenden Abschnitt I. überschlagen.) I. Ergebnisse der Reichschen Forschungen
II.
Kosmische Energieüberlagerung -
allgemeines
Funktionsprinzip der Natur In
seinen Büchern »Ether, God and Devil« (Äther, Gott und Teufel) und »Cosmic
Superimposition« (Kosmische Überlagerung) setzt sich Reich systematisch
mit den Funktionsgesetzen und Bewegungsformen der kosmischen
Orgonenergie auseinander4. Vor
allem auf die darin gemachten Ausführungen,
die bislang im deutschen Sprachraum fast völlig unbekannt geblieben sind,
werde ich mich im folgenden beziehen. 1)
Frühere Vorstellungen von einem »Äther« Wenn
Reich die Existenz einer kosmischen Orgonenergie behauptet, die alle
Materie durchdringt und allen Raum (auch das »Vakuum«) ausfüllt, erinnert
das zunächst an alte Vorstellungen eines »Äthers«, wie sie in der Geschichte
der Physik immer wieder aufgetaucht sind und wie sie lange Zeit dem
physikalischen Weltbild entsprachen. Aber diese Annahme eines alles
durchdringenden Äthers, eines Mediums, das alle stofflichen Substanzen
durch den Raum hinweg miteinander verbindet und Träger
elektromagnetischer Wellen ist, diese Annahme scheint durch den
Fortschritt der physikalischen Forschung längst widerlegt zu sein. So
jedenfalls lernt es jeder Physikstudent,
und so ist es heute herrschende Meinung. Wer sich heute noch
ernsthaft mit Äthertheorie beschäftigt, scheint hoffnungslos hinter dem
erreichten Stand der physikalischen Forschung hinterherzuhinken. Dieser Einwand ist auch häufig von Physikern und anderen Naturwissenschaftlern zu hören, wenn sie mit Reichs Konzept einer kosmischen Orgonenergie konfrontiert werden. Reich waren entsprechende Einwände schon bekannt, und er setzte sich mit ihnen auseinander: Die früheren Äthertheorien gingen von der Annahme eines statischen, d. h. unbewegten Äthers aus, der den ganzen Kosmos ausfüllt. So wie bei einem Fahrzeug, das sich in stehender Luft bewegt, ein »Fahrtwind« entsteht, so müßte sich entsprechend bei Körpern ein »Ätherwind« ergeben, wenn sie sich im stehenden Äther bewegen. Genauso wie der Fahrtwind müßte sich auch der »Ätherwind« messen lassen..... Die folgenden Schwerpunkte sind zusätzlich in der PDF-Datei (31 Seiten 416k) zu finden:
Siehe auch: http://www.mahag.com/galaxien.htm
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Version: 24.06.08 20:27:09